Sepultura: Brasiliens Vorzeige-Metaller entdecken die friedlichen Ideale der Hippies, ohne sich jedoch dabei selbst untreu zu werden.


Dar Regenwald. Keiner kümmert sich mehr um ihn. Selbst Sting, jahrelang aufrechter Kämpfer gegen die Abholzung des tropischen Baumbestandes, redet seit Jahren lieber über Sex, statt sich um die einzigartige Flora und Fauna im Amazonasgebiet zu sorgen. So kann es einfach nicht weiter gehen. Finden zumindest Sepultura, die aus Sao Paulo kommen und daher wissen, dass es um den Dschungel heute keinen Deut besser bestellt ist als vor zehn Jahren. Um den Tropenwald wieder stärker ins Bewusstsein der Welt zu rücken, haben die vier Rocker nicht nur eine Waldpatenschaft übernommen, sondern als Leitmotiv ihres neuen Albums „Nation“ gleich eine schöne, neue Welt konzipiert, in der Mensch und Natur in Einklang, Frieden und Wohl- gefallen miteinander auskommen. „Natürlich ist das alles eine Utopie“, gibt Gitarrist und Bandboss Andreas Kisser (32) zu, aber wenn man nicht einmal zu träumen

wagt, wird man im Leben nie etwas verändern können.“ Weit weniger traumhaft bestellt war es lange Zeit um Sepultura selbst. Nach dem abrupten und alles andere als einvernehmlichen Abgang von Sänger Max Cavalera (inzwischen Frontmann von Soulfly) vor vier Jahren gerieten die Rocker in heftige Turbulenzen.

Nicht nur war die Trennung menschlich bitter – Kisser: „Ich habe mit Max seit vier Jahren kein Wort mehr gesprochen. Vielleicht werde ich eines Tages so weit sein , – auch stimmlicher Ersatz war nicht leicht zu finden. Das erste mit dem Amerikaner Derrick Green aufgenommene Album „Against“ kam bei den Fans gar nicht gut an, und manche befürchteten bereits, die gloriosen Tage von Sepultura seinen nun gezählt. Doch so schnell ließ sich die Band nicht unterkriegen. Die Gruppe kann kämpfen, und „Nation“ ist tatsächlich wieder der groovige, dynamische Metalkracher, den man von den Brasilianern erwarten darf. „Wir haben Derrick gebeten, nach Brasilien zu ziehen , so Andreas Kisser. “ Es war wichtig, dass wir als Musiker und Menschen enger zusammenfinden, um das einzigartige Zusammengehörigkeitsgefühl, das Sepultura immer ausgemacht hat, auch in der neuen Formation vermitteln zu können.“ Hat er das nicht hübsch gesagt? Und ergänzt: „Nur wenn wir eine gemeinsame Identität als Band vorleben, können wir auch nach außen hin das ‚Sepulnation‘-Konzept von einer harmonischen Welt ohne Grenzen, Waffen und Armut vermitteln.“ Wer weiß, vielleicht hilft’s ja auch dem Wald.

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