The Cure: Farewell-Tour


Angekündigt hatte es Robert Smith schon viele Male: Das Ende von Cure war immer nah. Doch diesmal, nach 24 Jahren, schien es dem Schutzheiligen aller Schwarzkittelträger Ernst zu sein. Und so pilgerten die Freunde der Trauer sicherheitshalber zahlreich in die Hallen, um die verdiente Belohnung für das Durchhalten in all den Jahren zu empfangen: The Cure kehrten ein letztes Mal zurück, um die alten Cure, die quälenden und gequälten, vollendet verzweifelten Cure zu sein. Selbst an Tour-Freitagen war Robert nicht in love, jedenfalls nicht in erfüllter. Auch nach sonnigen Frühlingsnachmittagen platzierte er „One Hundred Years“ zum wahnwitzigsten Blitzlichtgewitter der Bühnenbeleuchtungsgeschichte in die Mitte des Abends, um ein Zeichen zu setzen: Einlass nur mit dunkelstem Gemüt! Und tatsächlich konnte man entrüstete Damen Handtaschen und Lebensgefährten packen sehen: „Komm, wir gehen!“ Das eigene Begräbnis feierten The Cure frei von Kompromissen. Der Egomane Smith sah sein Werk vollendet mit der Trilogie aus „Pornography“, „Disintegration“ und „Bloodflowers“, und dieser Faden zog sich blutrot durchs Liveprogramm. The Cure lärmten und dröhnten, heulten und stöhnten, träumten und schwebten wie dereinst, gar meisterlich. Dies bebilderten Leinwände in einer Farbenwut und einem Motivwust, als gelte es, „Clockwork Orange“-Alex ein weiteres Mal die Sinne zu kastrieren. Was sind das nur für Massenveranstaltungen, die jeden einzelnen verloren, verlassen und doch irgendwie versöhnt hinaus in die dunkle Nacht entlassen? Cure-Konzerte – da ist wohl diese gewisse Magie. Das war diese gewisse Magie.