Helge & The Firefuckers: Berlin, Waldbühne


DER HELGE. DA STEHT ER NUN – FAST MOCHTE MAN SAGEN: IN SEINEM Elend – und erzählt, wie beschissen er das gerade zu Ende gegangene Konzert fand. Daß es ihm keinen Spaß gemacht hat und er daher keine Zugabe spielen will: „Ich mache meinen Job sehr gerne, aber ich muß mich konzentrieren. Und das ging heute nicht, weil mich da ein paar Leute gestört haben.“ Fast könnte man denken, er meine es ernst. Aber weil es sich um eben jenen Helge Schneider handelt, dessen Anti-Humor schon vor Jahren den Zusammenhang aufgelöst hat zwischen Pointe und der darauffolgenden Reaktion, lachen sich alle kaputt. Was sollen sie auch tun bei einem Mann, der sich, die Welt und seine Musik zu einer Albernheit umfunktioniert hat, deren Absurdität keiner mehr so recht versteht. Was war geschehen? Zunächst nichts Besonderes. Helge, die singende Herrentorte ist zum Rocker in Klapperlatschen mutiert und tourt mit seiner Schweinerock-Kapelle The Firefuckers: Ein Haufen Übriggebliebener, die gerne Solos spielen und breitbeinig auf der Bühne stehen. Helge macht das Gepose mit verschluderten Einsätzen und schmerzhaft schrägen Gitarrentönen erträglich. Und natürlich will er die Hits nicht so singen, wie das Publikum sie hören möchte: „Es gibt Reis“ wird vernuschelt, das „Katzeklo“ muß neue, sinnlos improvisierte Strophen über sich ergehen lassen. Doch es hilft nichts: ein Fan-Pulk vor der Bühne skandiert Helges Namen, als sei er eine Fußballmannschaft. Auf seine Weise – „Ihr seid doofe Kühe. Doof. Mit D. O. O. V.“ – ruft er sie zur Ordnung, wird aber nicht ernst genommen. Als Schneider die Bühne erbost verläßt, halten die Anwesenden dies nur für einen weiteren Teil einer absurden Rockshow.Tatsächlich, Schneider kommt nach dem Schlagzeugsolo (!) auf die Bühne zurück: „So, komm, spielen wir noch ‚Mädchen wollen küssen‘. Aber danach ist echt Schluß, ich hab wirklich keine Lust mehr.“ Keine Lust und keine Möglichkeit, die Gründe hierfür einem Publikum zu verdeutlichen, das nicht wegen des Musikers Helge Schneider kommt, sondern wegen der Lachnummer, die er selbst aus sich gemacht hat.