Iggy Pop
ER WILL LEBEN, LIEBEN, LEIDEN. AM BESTEN ALLES AUF einmal – hier und jetzt und bis in alle Ewigkeit. Daß er inzwischen schon stolze 50 Jahre alt ist, stört James Osterberg alias Iggy Pop wenig. Genau so wenig wie die Tatsache, daß es eigentlich keinen Anlaß für diese kurze Tour durch bundesdeutsche Clubs gibt. Er hat ganz einfach „Lust For Life“. Und was Iggy darunter versteht, daran läßt er an diesem naßkalten Freitagabend wirklich keine Zweifel aufkommen. Während Werder Bremen im nahegelegenen Weserstadion nicht über ein mühsames 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern hinauskommt (mal ehrlich, die können ja wohl froh sein… egal; Anm. d. Red.), setzt Papa Punk von Anfang an auf bedingunglose Offensive – metallisch, hart und ungeschliffen. Den ledernen Astralkörper in silbernes Latex gezwängt, hat er die knapp 1000 Zuschauer denn auch sofort im Griff. Ob Altfreaks, Hippies, Biker, Punks, Hausfrauen oder Teenies und deren nervöse Väter: Der einstige Bürgerschreck ist inzwischen einer für alle. Vital, dynamisch und ungemein witzig – der geborene Entertainer, von dem man einfach nicht genug bekommen kann. Schließlich weiß Iggy nur zu gut, was er seinen Fans schuldet: vom simulierten Geschlechtsakt auf der Monitorbox über das altbewährte Bad in der Menge bis hin zum systematischen Zerlegen der PA – er zieht wirklich alle Register. Unterstützt von einer vierköpfigen Band, deren Sound genau so wild ist wie ihr Erscheinungsbild, brettert er durch die Hymnen aus vier Dekaden Rawk’n‘ Roll. Dabei liegt der Schwerpunkt ganz klar auf den Alben der frühen bis mittleren Seventies – mit den Stooges und als Solist: „1969“, „Search & Destroy“, „Raw Power“, „The Passenger“, „Real Wild Child“, „No Fun“, „I Wanna Be Your Dog“, „Home“, „I’m Sick Of You“, und und und. Eine hochenergetische Performance, die den gemütlichen Club in eine Saune verwandelt. Der einzige, der nach 90 kräftezehrenden Minuten noch Luft hat, ist natürlich Iggy selber. „Hey, fuckin‘ Bremen! Want some more?“ Kein Problem. Zwar gibt’s kein „I Got A Right“ und „Gimme Danger“ heute abend, glücklich und zufrieden sind dennoch alle. Auch der Meister selbst – wenige Tage später gibt er seine Verpflichtung als Headliner des Hurricane Festivals in Scheessel (20.6.) und des Highfield-Happenings in Erfurt (21.6.) bekannt. Es ist doch so: Was wäre ein Sommer ohne Iggy?