Long John Baldry, München. Schlachthof


Eine Krneverletzung infolge eines Treppensturzes macht dem Mann sichtlich zu schaffen. Ohne fremde Hilfe schafft er kaum die letzten Stufen auf die Bühne des „Schlachthof“. Als Long John Baldry jedoch erstmal hinter dem Mikroständer Position bezogen hat, gibt er im edlen Nadelstreifen-Zwirn den vitalen „Elder Statesman“des Britblues. Die etwa 50 Zuhörer jedenfalls wissen das solide Menü aus New Orleans-Lebensfreude, dezentem Chicago- und archaischem Delta-Blues zu schätzen. Baldrys solide Begleitband trägt ihn spielfreudig durch den Set. Neben Standards konzentriert sich John auf das Material seines aktuellen Albums „Right To Sing The Blues“. Dort hinein streut er die eine oder andere Reminiszenz an seine bald 4.0jährige Karriere, „Flying“ etwa, das im Original von Rod Stewarts Faces stammt. Baldry entdeckte den jungen Stewart 1965 auf einem Bahnsteig in London, wo der spatere Weltstar nachts ein paar Riffs auf seiner Mundharmonika blies. Kurz darauf zog Stewart mit Baldrys Band durch die Clubs. Baldry selbst blieb der weltweite Erfolg bis heute verwehrt Dafür besitzt der 56jährige einen Status, der ihn von den anderen Überlebenden der Sixties unterscheidet: Long John Baldry ist der letzte Gentleman des britischen Blues.