Fern von Klischees mischen Stereolab Ketchup mit Mensa-Anspruch


Sie spielten schon bei Lollapalooza und im Vorprogramm von Pulp doch bislang heimsten Stereolab lediglich Meriten als Kultband für Hoch-Intellektuelle ein. Seit mittlerweile fünf Jahren und sechs Alben kreieren Tim Gane, scheuer Multiinstrumentalist und Besen Boys-Fan, und das Gesangswunder Laetitia Sadier mit ihren Mitmusikern eine konsequente Pop-Monotonie für die 90er. Die historischen Reverenzen reichen dabei von Orchester-, Kitsch bis zu herbem Gitarren-Krach. Tim: „Wir knöpfen uns zum Beispiel Jazz-Riffs vor, kneten und stretchen sie – bis wir eine Verbindung mit irgendwelchen anderen musikalischen Elementen finden, bis das Ganze wie Lego paßt.“ Das neue Album ‚Emperor Tomato Ketchup‘ könnte die Band aus Camberwell, Südengland, nun endlich auch bei einem breiteren Publikum etablieren. Anlaß dafür bietet die Platte zuhauf: Sexy Space-Rock mit Charts-Appeal, rührende Streicher-Pop-Sonaten, hypnotische Moog-Orgien mit Gesang, der klingt, als würden Brigitte Bardot und Astrud Gilberto Tribute-Songs für Nico aufnehmen. Der Titelsong der Platte spielt auf einen japanischen Underground-Film gleichen Namens aus den 70er Jahren an. „Darin geht es um eine Revolution der Kinder. Sie schaffen sich ihre eigene Realität, ihre eigene Welt“, schwärmt Tim. „Dieser Gedanke gefällt uns“, ergänzt Laetitia. „Wir dürfen nicht zu Sklaven des Systems werden, das Geld über die Menschen und die Menschen über die anderen Kreaturen stellt. In meinen Texten gibt es genügend Raum, sich mit so was auseinanderzusetzen.“ Und auch, soviel sei angefügt, genügend Luft, um abzuheben und den täglichen Pop-Betrieb mit einer gehörigen Portion Humor zu betrachten. Tim: „Unsere Fans sind zumeist Erwachsene, die mit Blur und Oasis nicht viel anfangen können.“