Sister Double Happiness


Fünf Freunde aus San Francisco setzen auf pure Punk Power und verleihen so der Musik aus dem Mississippi Delta neuen Drive.

Der Blues ist vielleicht nicht gerade die geeignete Musik, um schwitzende Menschen in dampfenden Konzerthallen zu ekstatischen Reaktionen hinzureißen. Es sei denn, die Band, die da auf der Bühne den Blues zelebriert, heißt Sister Double Happiness. Fünf Musiker aus San Francisco katapultieren das angestaubte Genre hinüber in die 90er Jahre, werfen ihre unterschiedlichen Einflüsse von John Lee Hooker über Led Zeppelin bis hin zu Black Flag in einen Topf, würzen die Mischung mit einer feinen Prise Punk und erhitzen die aggressive Mixtur bis zum Siedepunkt. ‚Horsey Water‘ heißt das neue Album der Band, das getreu der Maxime der Musiker fast gänzlich live im Studio aufgenommen wurde. „So arbeiten wir am besten“, erklärt Schlagzeugerin Lynn Perko, „Wir stehen nicht sonderlich auf Overdubs und den ganzen Studiokram. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß die Leute wirklich Spaß an überproduzierten Platten haben. Manche Musiker glauben, ihre mittelmäßigen Songs werden erst durch die Produktion richtig großartig.“

Und wirklich, bei Sister Double Happiness bereitet der rauhe Sound der beiden Gitarristen den idealen Boden, auf dem der vollschlanke Frontmann Gary Floyd leidenschaftliche Übungen in Vokalakrobatik ablegen kann. Das klingt nach ‚Alternative Rock‘. Doch gegen derlei Kategorisierungen wehrt sich Lynn Perko mit Vehemenz. „Worte wie alternativ oder independent sind abgelutscht. Underground bedeutet noch etwas, aber wir gehören auch nicht zum Underground.“ In die Riege der etablierten Rock-Acts will Sister Double Happiness aber auch nicht passen. Das hat ein Deal mit Warner im Jahr 1991 gezeigt. Genau ein Album lang währte die Liaison mit dem Mediengiganten. „Warner schmiß mit Geld um sich, aber sonst hatten sie nichts zu bieten, sie gaben uns keine richtige Unterstützung. Wir hatten die Schnauze voll und dachten uns ‚Fuck you, guys'“. Konsequenz: Sister Double Happiness kehrte wieder zu einem kleinen Label zurück. „Wir brauchen die künstlerische Freiheit, um unsere Musik so zu machen, wie wir sie haben wollen.“ Ein Hauch von Protest gegen das Musikbusineß? Nein, Lynn Perko winkt ab: „Ich hätte keine Probleme, ein großer Star zu sein. Es ist schon toll, Erfolg zu haben, in vollen Häusern zu spielen und eine Menge Platten zu verkaufen. Was ist so schlimm daran?“