Dave Stewart


Nach Psychotherapie hat der einstige Eurythmic wieder neuen Mut

Der Mann ist nicht kleinzukriegen. Mitten im Interview hüpft Dave Stewart durch die Hotelsuite und demonstriert Tanzeinlagen aus seinem Lieblingsfilm von Mel Brooks. Dazu singt er wild kichernd ‚Spring Time For Hitler‘. Dabei hat der 42jährige gerade einen ziemlich harten Psychiatrieaufenthalt hinter sich. „Ich hatte für die Arbeit an meiner neuen CD „Greetings From The Cutter‘ all meine anderen Aktivitäten für anderthalb Jahre unterbrochen. In dieser Zeit starrte ich so intensiv in mich hinein, daß ich mich dabei verlor. Irgendwann habe ich lauter angsteinflößende Monster gesehen“, erinnert sich Stewart mit Schaudern. Die Monster konnte er mit Hilfe eines Gesprächstherapeuten vertreiben. Mehr noch: „Vor allem habe ich an meinem Suchtverhalten gearbeitet. Schließlich habe ich mich schon ein paar Mal in meinem Leben fast mit Drogen umgebracht.“ Der einstige Eurythmic lernte in der Therapie auch, sich „nicht mehr hinter anderen zu verstecken“. „Früher ließ ich meine Gedanken am liebsten durch andere Leute ausdrücken. Durch Annie, die Spiritual Cowboys oder Klan Vernon. Jetzt fühle ich mich sicherer und kann endlich mein Gesicht und meine Stimme ertragen.“ Bei ‚Greetings From The Gutter‘, seinem „ersten echten Solo-Album“, fand das Multitalent genügend Unterstützung von befreundeten Musikern. David Bowie guckte ihm regelmäßig über die Schulter, und auch Laurie Anderson, Lou Reed, Bootsy Collins, Lady Miss Kier und Mick Jagger wollten zum Gelingen der Platte beitragen: „Dauernd stolperte jemand unangemeldet ins Studio. Dadurch entstand eine völlig entspannte Atmosphäre. So muß es früher auch bei den Beatles gewesen sein“, schmunzelt Stewart. Annie Lennox, seine frühere Eurythmics-Partnerin, ließ sich jedoch nicht blicken. Für Dave nicht weiter verwunderlich: „Sie hat sich mit ihrem Mann und den zwei Töchtern ganz in ihre Villa auf Mallorca verkrochen“, berichtet er, um dann das letzte Treffen des einstigen Hit-Gespanns zu schildern: „Ich traf sie vor rund einem Jahr bei einer Party. Damals murmelte sie nur: „Ich muß noch mit dem Typen da drüben sprechen‘ – und war weg.“