Rolling Stones
"R.F.Kennedy Stadium", Washington
Natürlich war das ein Erlebnis: die Bühne, die Cyberspace-Spielchen und der ganze Pyro-Schnickschnack. Aber schließlich war man zuerst einmal wegen der Stones gekommen. Und was die zum Auftakt ihrer „Voodoo Lounge“-Worldtour vor 50.000 Menschen zeigten, war – naja: mittelprächtig. Dabei waren die Veteranen durchaus in Top-Form: Jagger hüpfte wie ein Rumpelstilzchen, Keith absolvierte arthritische Kniebeugen, und Ron und Charlie und Darryl Jones, der neue Mann am Bass, grinsten wie Honigkuchenpferde. Daß es trotzdem nicht so richtig funktet, lag vor allem am Repertoire, das sich die Stones für ihren Welttournee-Auftakt zusammengeschustert hatten. Buddy Hollys „Not Fade Away“ als augenzwinkernder Auftakt der Altherrenrunde war eine prima Idee – aber anstatt zu zeigen, wo der Bartel den Most holt, zelebrierte man eine gähnende Reihe Show-Stoppers: „Memory Hotel“, ^“Monkey Man“ und Al Greens „Can’t Get Next To You“ mögen zwar allesamt ehrenwerte Songs sein, aber mehr nicht. Und da auch die Titel des aktuellen Albums nicht unbedingt unter die Rubrik Schenkelklopfer fallen, war die Stimmung so ziemlich raus, als Charlie Watts nach anderthalb Stunden die Kuhglocke rausholte und mit „Honky Tonk Woman“ den zweiten Teil der Show einläutete. Und wie auf ein geheimes Zeichen hin legten die Stones endlich los: mit „Brown Sugar“, „It’s Only Rock’n’Roll“ und „Jumpin‘ Jack Flash“ als feuerwerkunterstützte Zugabe: Am Ende sah sie gar nicht mehr so steinalt aus – die älteste Rockband der Welt.