Lapalux
Ruinism
Brainfeeder/Rough Trade (VÖ: 30.6.)
Das dritte Album des britischen Produzenten etabliert Lapalux als Teil der Glitch-Industrial-Avantgarde.
Im Sommer 2016 wurde auf einem Friedhof in Ostlondon ein Stück Performance-Art namens „Depart“ aufgeführt. Beleuchtet wurde es durch Fackeln, Akrobatinnen hingen an Seilen herab, und am Ende marschierte eine in Schwarz gekleidete Prozession über die schaurige „Bühne“. Der Soundtrack wurde vom Produzenten Lapalux komponiert und stellt das Rohmaterial für dessen neues, packendes Album RUINISM.
Zwei Stilmittel dominieren hier: der Einsatz von klaustrophoben, digital manipulierten Synthie-Arpeggios („Reverence“, „Petty Passion“, „Displacer“), und die ausschließlich weiblichen Vocals (u.a. von der New Yorker Techno-DJ Louisahhh und von der klassisch ausgebildeten Sängerin GABI). Lapalux (bürgerlich und unspektakulärer: Stuart Howard) kombiniert vor Verzerrung vibrierende, industrielle Bassdrum-Attacken und maschinelles Stöhnen mit zugänglicheren, technoiden Beats und melancholischen Dubstep-Elementen („Running To Evaporate“). Die Zusammenarbeit mit der Isländerin JFDR erinnert – keine Übertreibung – an die fruchtbare Beziehung, die deren Landsfrau Björk mit dem venezolanischen IDM-Wunderkind Arca entwickelt hat. Ein Album wie ein Geisterhaus, in dem das Fundament digital ist, die Geister aber be(un)ruhigend menschlich.
Klingt wie: Burial: Rival Dealer (2013) /Arca: Xen (2014) / Oneohtrix Point Never: Garden Of Delete (2015)