Guns N‘ Roses
Appetite For Deslrwctlon ('87)
Wohl niemand, der diesen Haufen lärmender I Lauselümmel 1987 erlebt hat, konnte ahnen, daß diese Chaotentruppe größer werden sollte als jede Rockband zuvor. Gegen die Verkaufsrekorde der kalifornischen Krakeler verblassen mittlerweile selbst die Umsatzzahlen ihrer Idole — Rolling Stones und Aerosmith. Allein „Appetite For Destruction“ verkaufte bis heute weltweit 17 Millionen Exemplare. In W. Axl Rose hat die stets von Skandalen umwitterte Truppe vielleicht den eigenwilligsten Frontmann seit der Friihzeit von Mick Jagger. Zum einen ist er mit dem Temperament einer wandelnden Zeitbombe ausgestattet, von der niemand genau sagen kann, wann sie explodiert. Zum anderen verfügt er über Charisma, eine mark- und beinerschütternde Stimme und ein Gefühl für Texte, das den Nerv seiner Fans trifft. All dies, zusammen mit den Vermarktungskünsten der Plattenfirma Geffen, haben ihn jetzt schon zu einer Rock-Ikone gemacht. Seine Band entfacht mit ihrer Mischung aus Hard Rock und Punk ein gewaltiges Feuer, die atemlosen Attacken der Rhythmusgruppe und die hitzigen Soli von Gitarrist Slash, jener unübersehbare Jimmy Page-Jünger, geben der Platte ihre einmalige Unmittelbarkeit. Nicht unerwähnt bleiben darf der Beitrag des zweiten Gitarristen Izzy Stradlin: Obwohl alle Songs als Guns N’Roses Kompositionen aufgeführt sind, wären Gossenhauer wie „Paradise City“, „Sweet Child Of Mine“ oder „Welcome To The Jungle“ ohne den geschmackssicheren Beitrag des Stones-Fanatikers nicht entstanden. Mit diesem Album, aus Not, Frust und nackter Wut geboren, leiteten Guns N’Roses Ende der 80er Jahre die Wiedergeburt des handgemachten Rock’n’Roll ein.