Süßer die Garagen nicht klingen: Noise-Hymnen mit Giant Sand
MÜNCHEN. Ein unangepaßter Schrammler mit notorisch rückkoppelnder Jazzgitarre — Giant Sands Frontmann Howe Gelb ist das Paradeexemplar des alternativen Indie-Rockers. Da irritiert es nun wirklich nur die wenigsten Konzertbesucher in der halbgefüllten „Charlerhalle“, daß die Klangqualität während des furiosen Openers „Seeded“ lediglich gnadenlosem Garagen-Noise gleichkommt.
Derlei Probleme sind schnell gelöst, Gelb und Co. können sich ungestört dem weiteren Repertoire des aktuellen „Center Of The Universe“-Albums widmen. Tief im Folk verwurzelt, verbinden Arizonas Wüstensöhne Lou Reed’sche Erzähltradition mit der lakonischen Zeitlupen-Psychedelik des (Pink Floyd-Begründers) Syd Barrett. Den harmonischen Kontrapunkt zu Gelbs Saitendröhnung bilden (die ehemalige Bangles-Sängerin) Vicky Peterson und Susan Cowsill: ‚Als „Psycho Sisters“ verstreuen sie vokalen Wohlklang Marke Crosby, Stills & Nash, der an Intensität dem B52’s-Doppelpack Kate Pierson und Julee Cruise mindestens ebenbürtigist.
Das eingefleischte Indie-Publikum kann dennoch aufatmen: Trotz unerwarteter Ohrenwonnen sind Giant Sand von melodisch bravem Pop meilenweit entfernt; süßen Refrains folgt stets Gelbs herbes Organ und die staubtrockene Gitarre.
Für Drive und Spannung zeigen sich Bassist Joey Bums und Drummer John Convertino nicht allein verantwortlich; Verstärkung naht in Gestalt des ehemaligen Green On Red-Keyboarders Chris Cacavas. Der entlockt seiner Orgel schräge Akkorde und jazzige Soli, die bisweilen nach „Rummelplatz auf LSD“ klingen — eine druckvolle Bereicherung des ansonsten kargen Gruppensounds.
Doch auch der schönste Trip geht einmal zu Ende: Das hymnische Finale bildet nach runden 100 Konzertminuten der Album-Titeltrack „Center Of The Universe“: Susan Cowsill jubiliert den pathetischen Refrain. Chris Cacavas läßt die Orgel wie einen verwundeten Elefanten röhren, Howe Gelb besorgt es dem Publikum mit einer sägenden Billig-Klampfe.