Izzy Stradlin – Ju Ju Hounds


Axl ade, scheiden tut nicht weh: Genervt vom Superstar-Dasein, nähert sich Izzy den Wurzeln der Rockmusik.

Die ewige zweite Geige? Von wegen: Nach 14 langen Jahren des Schweigens hat Izzy seinen Busenfreund Axl Rose nicht verlassen, um einen abgeschmackten Sleaze-Rock-Aufguß zu fabrizieren. Wer kreissägende Gitarren und Schmachtfetzen ä la .Patience“ im Dutzend erwartet, wird sich wundern. Statt dessen liefern die Ju Ju Hounds neben den Black Crowes die beste Stones-Platte des Jahres ab: Keith’sche Ohrwurm-Riffs, derber Country-Blues und eine erdige, tropfende Slide-Gitarre („Train Track“), die authentisches Mississippi-Flair statt kalifornischer Uptempo-Hektik verbreitet.

Auf der Gästeliste steht neben dem tastendrückenden Stones-Sideman Nicky Hopkins auch ein echter Stein: Ron Wood. Mit .Take A Look At The Guy‘ steuert Richards räudiger Bruder einen saftigen Bottleneck-Kracher bei.

Brauchen denn gute Gitarristen ebensolche Stimmen? Offensichtlich nicht, denn Sfradlins brüchiges Organ zwischen Keith Richards und John Mellencamp zaubert zumindest originalgetreues Landstraßen-Ambiente. Die gekonnt eingefügten Country,- Punk- und Reggae-Sprengsel sorgen zudem für eine exzellente, zeitgemäß unzeitgemäße Rhythm ’n‘ Blues-Produktion.

Vor allem Jamaikas Roots scheinen es dem Gitarristen – ganz in der Tradition von Mr. Richards angetan zu haben: Mit der vorab veröffentlichten Single-Auskopplung „Pressure Drop“, ein auf Punk-Tempo gepushtes Remake von Toots & The Maytals, setzt Stradlin klare Prioritäten. Doch schnelle Rhythmen sind bei den Ju Ju Hounds in der Minderheit, Izzy bevorzugt entspannte Midtempo-Lässigkeit. Einzig .Bücket O’Trouble“ verbreitet die gewohnt hektische Herzinfarkt-Atmosphäre, Marke „Made In LA.“. Die restlichen Tracks finden problemlos Platz zwischen LET IT BLEED und TALK IS CHEAP. (jpk)

Reggae aus wahrer Liebe

„Wenn du bei Guns N‘ Roses warst, dann kannst du anschließend nicht einfach in irgendeine Band einsteigen.“

Izzy Stradlin ist nirgendwo eingestiegen. Statt dessen hot er sich selbständig gemacht. Ein Solotrip also, Egomanie in E-Dur? „Neinl Wir sind eine richtige Band!“, stellt er sofort richtig. „Ich brauche eine Band, die kreative Spannung, die entsteht, wenn mehrere Musiker ihr Bestes in einen Topf werfen.“

Ein Blick auf die Autorencredits zeigt, daß die neuen Stradlin-Kumpanen in der Tat fleißig mitgemischt haben. Obwohl „… die Credits nur die halbe Wahrheit zeigen. Man muß auch sehen, daß ich praktisch schon ein fertiges Album in der Tasche hatte, als die Band sich zusammenfand. Dafür war es um so wahnsinniger, wie konzentriert und ideenreich sich die anderen im Studio einbrachten.“

Die ,Anderen‘ sind beileibe keine Nobodies: Rick Richards spielte den Saitenheld der Georgia Satellites, Jimmy Ashhurst kam von den Broken Homes und Charlie Quintana war Tourdrummer von Bob Dylan. Izzy: ,lch habe nie zuvor in einer so ruhigen und gleichzeitig konzentrierten Atmosphäre gearbeitet. Gar kein Vergleich zum Guns N‘ Roses-Chaos.“ Von dem hat Izzy vorläufig genug. Ebenso von Fleischverzehr, Drogen und anderen ungesunden Exzessen. Statt dessen schwört er auf positive Lebenssicht, ein wenig Selbstdisziplin und ein bißchen mehr Reggae: ,lch habe Reggae eigentlich schon immer gemocht, doch in den letzten beiden Jahren hat sich diese Zuneigung in Liebe verwandelt.“

Die Platte ist im Kasten, die Zukunft hält Publikum bereit. „So intensiv hat wohl keiner von uns je zuvor für Liveauftritte geprobt. Jetzt gilt es aber, zu zeigen, daß wir mehr sind als eine Häufung mehr oder weniger bekannter Namen.“ (ek)

Guns N‘ Roses auf Schritt und Tritt

Mit Guns M“ Roses hat er eine atemberaubend steile Karriere gemacht. Für Guns N‘ Roses war er als ideenreicher Songwriter vielleicht der wichtigste Mann. Ohne Guns N‘ Roses geht’s ihm dennoch besser. Izzy Stradlin hat seine Entscheidung, den Lines N‘ Noses ade zu sagen, bislang nicht bereut. Sagt er jedenfalls. „Ich war an einem Punkt angekommen, an dem mir klar wurde, daß es für mich so nicht weitergehen konnte. Der Druck, der auf der Band lastete, das standige Hin und Her mit Axl, die Drogen — es wurde mir zuviel, ich mußte raus. Die erste Zeit danach war wie ein Sturz in ein tiefes Loch. Doch heute weiß ich, daß ich goldrichtig gehandelt habe.“

Aus dem Weg gehen kann er der eigenen Vergangenheit allerdings kaum.“Wohin ich auch gehe, stoße ich auf die Band. Schalte ich den Fernseher ein, ist Axl gerade im Bild, gehe ich in den Supermarkt, kleben auf dem Weg dorthin garantiert irgendwo Guns N‘ Roses-Konzertplakate, höre ich Radio, kommt mit Sicherheit ein Song.“

Es ist zwar nach der Scheidung von Gitarre und Mikro auf beiden Seifen reichlich Schmutzwäsche gewaschen worden, doch darauf geht er — ganz positiver Denker — nur ungern ein. “ Wir haben sehr viel Spaß miteinander gehabt. Daran erinnere ich mich gern. Es gab natürlich weniger schöne Momente, doch der Spaß überwog alles in allem bei weitem. Guns N‘ Roses war eipe Erfahrung, die ich auf gar keinen Fall missen möchte.“

Nur die Drogen, die mißt er gerne.

„Drogen sind das einzige, was mein Laben wirklich in Gefohr gebrochl hat. Ich habe das am Anfang gar nicht so bemerkt, bin einfach so reingerutscht. Mit Drogen, Parties und Exzessen zu leben, erschien mir ganz natürlich.‘ Seit zweieinhalb Jahren ist er clean und mittlerweile bestens gewappnet für den großen Schritt heraus aus dem mächtigen Schatten von Guns N‘ Roses. Die Ju Ju Mounds sind der Beweis