Kinks
Im Herbst ’92 sind sie wieder auf Tour in Deutschland. 30 Jahre zuvor kennt die Kinks keiner: Als „Ray Davis Quartette“, ,Jiamillon Kings Blues Messengers“, „Bo-Weevils“ und „The Ravens“ mühen sie sich vergeblich in Londoner Clubs. Erst mit der Umbenennung (1964) kommt der Durchbruch.
Die erste US-Tour gerät 1965 zum Desaster: Ein abgesagtes Konzert setzt die Kinks auf die „schwarze Liste“ der US-Musikergewerkschaft. Erst 1969 dürfen sie erneut in den Staaten arbeiten. Kinks-Tromtnler Mick Avory gehört 1962 mit Mick Jagger, Keith Richards und Brian Jones drei Wochen lang zur Ur-Besetzung der Rolling Stones. Am Baß: Der spätere „Pretty Things“-Gitarrist Dick Taylor.
Arthur: Der Niedergang und Verfall des britischen Weltreiches“. Granada TV weigert sich, den bestellten Soundtrack (r.) zu senden. Textzitat: Aristokraten und Bürokraten sind dreckige Ratten.“ Das folgende Konzeptalbum ist (scheinbar) unverfänglicher und heißt „Soap Opera“.
9 Pionierarbeit im Orient: Das britische Quartett ist die erste Rockband, die im Libanon auftreten darf. Im Frühjahr ’69 gastieren die Kinks drei Tage lang im Beiruter „Hotel Finosia“.
9Pop-Maler Guy Peellaert setzt „Dead End Street“ in Szene (r.): Der Song befaßt sich mit der Lage der britischen Unterschicht. Ein Promo-Film wird 1966 von der BBC abgelehnt: „Schlechter Geschmack“.
Peter Quaife verunglückt 1966 mit seinem Auto. Drei Monate lang ersetzt John Dalton den schwerverletzten Bassisten, der die Band Anfang 1969 endgültig verläßt: Dalton kriegt den Job. 0 Mit Titeln wie „You Really GotMe“,,/lllDayAndAll OfThe Nighl“, „Tired Of WaitingFor You“ oder „Sunny Afiernoon“ bevölkern die Kinks zwischen 1964 und 1967 auch die deutschen Charts. Einziger Nu-Hit: „Dandy“.
9 Ray Davies ist und bleibt der notorische Einzelgänger: „Ich habe keine Zeitgenossen — ich hatte niemals welche. Zu keiner dieser angeblichen 60er Rock-Legenden habe ich je auch nur die geringste Verwandtschaft gespürt.“
Die große Krise: Mit sich, der Band und seiner Umwelt unzufrieden, unternimmt Ray 1973 einen Selbstmordversuch. Nach einer Überdosis Aufputschmittel wird ihm im Krankenhaus der Magen ausgepumpt.
9 Rays ursprünglicher Berufswunsch: Theaterregisseur. Mit dem sozialkritischen Streifen „Return To Waterloo“ debütiert er zumindest als Filmemacher.
¿ Ihre beißende Satire auf trendgelle Aufsteiger Ist dem New Musical Express eine Titelstory wert: Dem „Dedicated Fallower Of Fashion* — einer sarkastischen Abrechnung mit der Mode-Meile Carnaby Street folgen „Mr. Pleasanr* und „Plastic Man‘.
¿ Rays Lieblingsfeind: .Phil Collint hat so wenig zu vermitteln, daß er fünf Alben braucht, um nichts zu sagen, Er ist sicher ein netter Kerl, aber er schaut bei ledern zweiten Beat auf seine Kolex, um den nächsten Gig nicht zu verpassen.“
¿ Zahllose Musiker coverten 1 die Hits der Kinks, .Lola* brachte es sogar auf zwei deutsche Fassungen: Heinz Rudolf Kunze und Jürgen Zeltinger nahmen sich der frivolen Dame an. ¿ Die Kinks, einst von ihrem Management betrogen, gründen 1973 .Konk Records*. Geschäftsmann Davies hat dazu* gelernt und haut den ersten Klienten, Sänger Tom Robinson, genauso Obers Ohr. ¿ 1986 steht Ray für den Film .Absolute Beginners* in einer Nebenrolle vor der Kamera:
Jen habe mitgemacht, well ich den koman von Colin Mclnnes sehr schätze. Ich hätte besser aussteigen sollen. Das Ganze war nur ein aufge* blasener Hype.‘ m Das streitsame Bruderpaar: Ray und Dave (r.) kämpfen ahrelang um Dominanz in der Bond, bis sie nur noch Ober Anwälte verkehren. Wegen Dave muß Mick Avory die Band verlassen. ¿ Professor Ray näh Seminare ab: Für 650 DM kann man das Handwerk des Songwriters erlernen. Die Adresse: Fen Farm, Fen Road, Bio Norton, Norfolk, England. Tel.: 0044/379898741 ¿ Kurzes GlOck: 1982 ehelicht Roy Chrissie Hynde, die ihn bereits 1984 wegen Slmple-Mind Jim Kerr verläßt. Ray hinterläßt ihr zwei Chart-Erfolge („Stop Your Sobbin“, „I Go To Sleep“) und Tochter Natalie. ¿ Der Scheidung folgen schließlich musikalische Gunsterweise: Ray fragt „How Are You?‘ {auf der LP .Thlnk Visual*), Chrissie gesteht „How Do I Miss You‘ (auf der LP „Packed‘).