Daniel Romano
Modern Pressure
New West/PIAS/Rough Trade (VÖ: 19.5.)
Der kanadische Kunsthandwerker hat nach dem Country nun die klassische Psychedelia entdeckt.
Daniel Romano hat nicht nur als Musiker seine Spuren hinterlassen, sondern auch als Kunsthandwerker. Vor allem mit Leder kennt sich der Kanadier aus, er hat für verschiedene Bands fantasievolle Gitarrengurte gestaltet. An diesem Nebenerwerb wird es allerdings kaum liegen, dass Gitarren auf seinem siebten Album MODERN PRESSURE eine sehr viel prominentere Rolle einnehmen.
Bislang war Romano als Country-Apologet bekannt, der so systematisch die Genrevorgaben umsetzte, dass sie wie von selbst einen ironischen Twist bekamen. Nun hat er eine andere Facette der Americana entdeckt, die klassische Psychedelia der späten Siebzigerjahre. „Roya“ löst sich auf in Sitar-Gewimmer, „The Pride of Queens“ endet mit einem wabernden Drogen-Effekt, und der leichtfüßige Gitarren-Groove von „When I Learned Your Name“ scheint direkt aus dem Schatzkästchen von The Grateful Dead zu stammen.
Es ist eine Aneignung mit Abstand, nicht nur zeitlich gesehen, sondern auch inhaltlich. Denn statt Hippie-Seligkeit zu verbreiten, versetzt Romano seine Zeitreise mit Texten über hässliche Herzen, unsympathische Menschen, die jedes lebende Ohr beleidigt haben, und entwirft menschenfeindliche Zukunftsszenarien. Nein, zu einem Blumenkind ist Daniel Romano wirklich nicht geworden. So viel Macht hat selbst die gute alte Hippiemusik nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=5w7WJPywrY4