Wolf Maahn


Dieser Wolf im Rock-Pelz ist noch lange nicht in Ehren ergraut. Er will es, verdammt nochmal, endlich wissen. Wolf Maahn, des ewigen Daseins in der Zweiten Garde müde, wie er kürzlich in einem Interview versicherte, bot in der Hamburger Fabrik live alle Kräfte auf, um gar nicht erst betroffenheitstriefende Assoziationen zu seinen früheren“.Tschernobyl-Solidaritätsaktionen aufkommen zu lassen. Er rockte vielmehr richtig los, bretthart und gut.

„Gib mir das Fieber zurück“ forderte er programmatisch gleich zu Beginn, und obwohl er garantiert nicht das Fußballfieber meinte, klingen doch viele seiner neuen Songs vom Album MAAHNS1NN wie draufgängerische Schlachtgesänge voller Saft und Kraft. Songs wie „Für den dicken Mann“, „Wenn der Regen kommt“ oder „Der Himmel über Dresden“, eine Synthese aus Bruce Springsteen und Rio Reiser, tönen frischer und selbstbewußter als vieles, was in den letzten Jahren von Wolf Maahn zu hören war. Schön spekkig und trocken kam das alles rüber — auch dank der archaischen Besetzung mit Gitarre, Baß. Drums und Keyboards, wobei naturgemäß angloamerikanische Vorbilder grüßen ließen. Doch die Maahn-Band drehte die Vorbilder so locker durch die Deutschrock-Mangel, daß die Spielfreude allemal über den akustischen De’jä-vu-Effekt triumphierte.

Selbst als harter Einpeitscher und Bühnenkämpfer t“Seid ihr überhaupt da?“) entwickelte Wolf Maahn unerwartete Qualitäten, als ihn die hanseatische Kühle in der wohlgefüllten Altonaer Fabrik irritierte. „Ihr seid bisher das ruhigste Publikum der Tournee. Nichtmal die Buh-Rufe kommen richtig rüber!“ monierte er.

Aber Sorgen brauchte er sich nicht zu machen, denn die anwesenden Fans und Freunde warteten nur auf die alten Heuler, um richtig aufzudrehen. Und dann stürzten sich alle ins „Fieber“, das Wolf Maahn zum verschwitzten Abschluß entfachte. Dieser neue, frisch rockende Weg ist richtig, denn er bewahrt Wolf Maahn vor allzu treudeutschen Text-Tiraden. Ein deutscher Van Morrison ist Wolf Maahn zwar nicht, aber als Feinsinn-Rocker steht er tapfer seinen Maahn.