Langsam regt sich der Widerstand
Die US-Elternverbände ritten die erste Attacke, der Klerus sorgte für den Nachschub. Der Erzbischof von New York machte mit einer Predigt am 4. März dieses Jahres landesweite Schlagzeilen. Bestimmte Arten der Rockmusik, so John O’Connor, seien dafür verantwortlich, daß viele Jugendliche vom Teufel besessen seien. Auch wenn der Name nicht fiel, so war der in seinen Augen Hauptschuldige doch schnell ausgemacht: Ozzy Osbourne.
Osbourne, selbst breites Ziel zweier Prozesse Marke Judas Priest, gehört seitdem der Front jener an, die vehement die Zensurbestrebungen bekämpfen. An den Kardinal schrieb er: „Was ich tatsächlich mit meinen Songs ausdrücken will, scheint Sie wohl überhaupt nicht zu interessieren.“ „Suicide Solution“, der von O’Connor namentlich genannte Song, sei keine Aufforderung zum Selbstmord, sondern ein Anti-Alkohol-Song über AC/DCs Bon Scott, der sich zu Tode getrunken hatte.
In einem anschließenden Interview wurde er dann sogar noch offener: „Wenn diese Verrückten damit tatsächlich durchkommen, wird das mit Sicherheit ein rabenschwarzer Tag sein. Es wird dann nämlich kaum mehr etwas geben, was nicht zensiert werden kann.“
Zusammen mit dem kalifornischen Gouverneur Jerry Brown initiierte er eine Kampagne, die zum Widerstand gegen die ultrakonservativen Kräfte aufruft. Auch die US-Plattenindustrie, bislang völlig apathisch, scheint endlich Position beziehen zu wollen. Virgin Records etwa verteilten 70.000 Poster mit dem Motto „Censorship is Un-American“.