Conrad Schnitzler / Pole

Con-Struct

Bureau B/Indigo

Electronica: Stefan Betke setzt die Musik des Soundfetischisten Conrad Schnitzler in neue Bezüge.

Die Serie CON-STRUCT, in der zeitgenössische Elektronik-Musiker die Musik des Klangkünstlers und Elektronik-Pioniers Conrad Schnitzler (1937–2011) neu konstruieren, weist weit über sich selbst hinaus. Sie erzählt etwas über die Möglichkeiten, Musik ewig umzuformen, neu aufzubereiten und schließlich davon, dass der Gedanke an die definitive Aufnahme eines Tracks nur eine Illusion bleibt. Stefan Betke aka Pole hat den vierten Teil der Serie übernommen. Seit Ende der 90er-Jahre ist Pole eine feste Größe in der fortschrittlichen elektronischen Clubmusik, Markenzeichen seines dubbigen Sounds: das heimelige Knacksen aus einem defekten Waldorf-4-Pole-Analogfilter.

Dass mit der vierten Ausgabe von CON-STRUCT das Original-Konzept der Serie aufgeweicht wird, dass hier nicht ausschließlich Sounds von Schnitzler verwendet werden, dass Pole zur Hälfte eigene Musik einbringt, tut der Idee keinen Abbruch. Die Versuchsanordnung mit einer modifizierten alten Rhythmusmaschine, zwei Synthesizern und einem Modularsystem, durch das Pole die Schnitzler-Sounds laufen lässt, setzt den Soundfetischisten Schnitzler in neue musikalische Bezüge. Manchmal hat Pole die Oberhand („Und fängt den Vogel!“) und Schnitzlers Sounds dienen als Zierde seines Micro-Dub, manchmal werden Schnitzlers industrielle Klangkonstrukte von Pole mit sanften, dubbigen Beats unterlegt („Drachenbäume sind friedliche Wesen“).