Flucht aus Miami
Jan Hommer hat den Kanal gestrichen voll. „Ich habe 69 Episoden ‚Miami Vice‘ gemacht, das sind drei Jahre meines Lebens! Ich will auch noch was anderes machen. Für eine Folge braucht der Soundtrack-Zauberer vier bis fünf Tage. „Dann schick‘ ich die Musik zum Schneiden weg, und schon ließ die nächste Folge vor. Jede Woche 20—30 Minuten Musik, du kannst dir den Druck nicht vorstellen, unter dem ich arbeite.“ Doch damit ist demnächst Schluß: Hammer betreut als Komponist nur noch die ersten sechs Episoden der kommenden Saison, dann läßt er, als eine Art musikalischer Direktor, andere arbeilen. Viele, die jetzt gebannt „Oockett’s Theme“ lauschen, dürften die illustre Vergangenheit des 1968 in die USA ausgewanderten Tschechen kaum kennen. Aufsehen erregte Hammer vor allem zu Beginn der 70er-Jahre als Mitglied des Mahavishnu Orchestras, das den Grenzbereich zwischen Jazz und Rock erstmals vollelektronisiert und mit immenser Lautstärke erkundete. „Dieses Zeug“, meint Hammer jetzt, „kann ich mir heute kaum noch anhören. Damals war es ein großartiger Schock und ein notwendiger Schritt.“ Der Miami Vice-Bonus sichert Hammer nun die Aufmerksamkeit der Plattenleute, die ihn bisher noch stets ins enge Jazz-Rock-Korsett zwängen wollten. Nutzen möchte Hammer nun den aktuellen Rückenwind für ein Vokal-Album mit verschiedenen Interpreten, und gegen eine Co-Produktion mit Foreigner-Sänger Lou Gramm hätte er auch nichts einzuwenden.