„“Rendezvous unterm Nierentisch“
Wenn die laszive Lady samt Fön in die Wanne steigt, gilt der finale Elektroschock nicht etwa der Warnung vor derart törichter Fahrlässigkeit, sondern dem besonderen Genuß der Zigarette danach: „Salem“ raucht die harte Frau. Die der 50er Jahre wohlgemerkt.
Ein Reklamestreifen aus der Nachkriegszeit, der es in Sachen Coolness und Styling jederzeit mit Spots von heute aufnehmen kann. Ansonsten ist das Inventar und Personal unterm Nierentisch vertraut, geht’s dort sauber, anständig, ruhig und familiär zu: Papi kauft Mami ein Kleid oder baut ihr ein Haus und Mami ist happy. Dafür kocht Mami für Papi und Papi ißt’s. Essensreste bleiben keine, es ist viel aufzuholen. Führt die Freßwelle zu Magenverstimmung, nimmt Mami „Frauengold“ und Papi raucht „Overstolz“.
Wunder gibt es immer wieder, das der 50er Jahre hieß Wirtschaftswunder. Der alte Schmutz wurde mit neuen Waschmitteln abgetötet, mit kollektiver Zukunfts-Euphorie verdrängte man die unselige Vergangenheit. Unerbittlich fordert eine Stimme des Gewissens in einem Spot für Bettmöbel:
“ Der Mensch muß Ruhe haben!“
Offensichtliche Zusammenhänge und psychologische Schlüsse, die „Rendezvous unterm Nierentisch“ noch betont. Das ist keine „Cannes-Rolle“ der 50er Jahre, sondern ein Kompilation.sn’lm aus Werbe- und Wahlspots, Wochenschau-Material und Kulturfilm-Ausschnitten. Unterhaltung und Aufklärung. Ein bißchen typisch deutsch halt. Meist kommentiert schon die Montage, wie man alles zu verstehen hat. Trotzdem: Das Vergnügen ist ungebrochen, denn die Filme offenbaren auch jenseits ihrer für heutige Verhältnisse geradezu absurden Komik und anzüglichen Travestie verblüffende handwerkliche (Trick-) Qualitäten und Originalität.