CD-Platten
Zur Zeit auf meinem Plattenteller: Mickey Jupp: "Only For Life/Animal Crackers"; Talking Heads: LITTLE CREATURES: The Beau Brummes: BRADLEY'S BARN; Latin Quarter: LATIN QUARTER; Stng: THE DREAM OF THE BLUE TURTLES
Ausgerechnet das neue Album von Prince, der den Aktionären des Warner Bros.-Konzerns schon einige Millionen $SS Profit eingebracht haben dürfte, suchten sich die Warner-Brüder tür ein zweifelhaftes Experiment aus. In den USA verpackte man die CD von AROUND THE WORLD IN A DAY (Warner Bros. 925 286-2) nicht in der bekannten Plastik-Box, sondern in … Pappe! Und das gleich zigtausendfach. Denn die Tonträgerindustrie rechnet bekanntlich mit Bruchteilen von Pfennigen. Pence und Cent, wenn sie glaubt, sparen zu können.
Bislang wurden CDs in deutschen Läden noch nicht in Pappmache-Kartonagen gesichtet. Hier wertet man die Gefahr der Beschädigung der Digitalplättchen offenbar anders ein als bei den Buchhaltern in“.god’s own country“! Bislang wagten es deutsche Plattenfirmen jedenfalls nicht, sich so weit zu entblöden, daß man die teuren Plättchen in Preßpappe offeriert.
Ein Schicksal ganz anderer Art widerfuhr offenbar dem von „Wall of Sound‘-Erfinder Phil Spector produzierten Ike & Tina Turner-Klassiker RIVER DEEP – MOUNTAIN HIGH (A & M 393 179-2). der jetzt auf CD vorliegt. Der Rauschabstand ist hier tatsächlich wesentlich höher als bei der seinerzeit von der Teldec in „Royal Sound Stereo‘-Überspielung vertriebenen LP. Erhebliche Unterschiede aber sind bezüglich Frequenzbalance, Pegelverhältnissen und sogar absoluter Tonhöhe festzustellen, und zwar je nach Titel verschieden.
Im Lauf von fast 20 Jahren waren die Aufnahmen mehrfach an andere Plattenfirmen lizenziert worden. Beim Mutterband für den CD-Transfer scheint man wieder mal eine neue Kopie gezogen zu haben – mit dem Resultat, daß jetzt einige Songs auf Digitalplatte schlechter klingen als auf mir vorliegender LP. Da hört man teilweise deutliche Kompressionseffekle (Bandsättigung), und die Tonhöhe kann bei einigen Songs unmöglich stimmen. Aber das, versichert PolyGram-Techniker Björn Blüthgen, ist die technische Qualität, die dem Langenhagener Werk angeliefert wird.
Ein ähnlicher Fall ist die CD von Mike Oldfields TUBULAR BELLS deren erste spritzengepreßte Version (von der Ariola unter der Bestellnummer 610 006 vertrieben) sehr schlechten Rauschabstand und schlimme Verzerrungen aufwies. Mittlerweile wurde die Aufnahme für CD schon zum dritten oder vierten Mal neu gemastert, weil immer neue, technisch bessere Mutterbänder irgendwo auftauchten. Wo aber liegt das Original-Master? Eine technisch befriedigende CD des Millionensellers ist mir bislang noch nicht in die Finger gekommen.
Seit dem Vertriebs-Deal zwischen PolyGram und A & M klappt endlich auch der CD-Nachschub von Aufnahmen der letztgenannten Company. RECKLESS von Bryan Adams (A & M 395 013-2) ist inzwischen genauso erschienen wie die Squeeze-SINGLES – 45’S AND UNDER (A & M 394 922-2) und gleich drei Joan Armtrading-Platten. nämlich ME MYSELF I (A & M 394 809-2), WALK UNDER LADDERS (A & M 394 876-2) und die jüngste Produktion SECRET SECRETS (A & M 395 040-2). Bislang nur angekündigt, aber mit Sicherheit die klangtechnisch beste unter den CDs der Sängerin ist SHOW SOME EMOTION (A & M 394 663-27. die noch von Glyn Johns betreut worden war.
Enttäuschend fielen bislang mit wenigen Ausnahmen fast alle Livemitschnitte von Rock-Konzerten auf CD aus, die der Dire Straits genauso wie jetzt Lou Reeds ROCK’N’ROLL ANIMAL (RCA PD 82664) oder STAGE von David Bowie (RCA PD 89002/2). Es ist nicht mal die arg begrenzte Dynamik, die da ohrenfällig wird, sondern mehr noch die schlecht ausgesteuerte Mischung.
Passabler fiel da schon das REUNION CONCERT der Everly Brothers (Mercury 824 479-2) aus, das die PolyGram offenbar jüngst von Impression Records gekauft hat. nachdem die Brüder aus Kentucky zu ihrem Künstler-„Stall“ gehören. Aus den – mit Sony-Multikanal-Digitalapparatur aufgezeichneten – Aufnahmen der Doppel-LP wurden knapp 70 Minuten für eine CD kondensiert.
Etwas besser als auf Analogscheibe klingt’s tatsächlich. Gespannter aber darf man auf Konzertmitschnitte wie Paul Simons hervorragend aufgenommenes LIVE RHYMIN‘ sein, sollte sich CBS endlich zur Veröffentlichung entschließen. Dieselbe CBS hat leider immer noch nicht MURMUR von R. E. M. auf CD bei uns herausgebracht. Bis auf weiteres muß man nach dem Japan-Import (CD-70604) fahnden, weil das I.R.S.-Label weltweit über verschiedene Vertriebskanäle läuft.
Kein Klassiker wie LE CHAT BLEU, aber eine solide Arbeit und klanglich mehr als passabel ist Mink DeVilles SPORTIN‘ LIFE (Polydor 825 776-2) auch auf CD. Pop-CD des Monats ist natürlich Stings THE DREAM OF THE BLUE TURTLES (A & M 393 750-2). Jazz-CD des Monats WITHHOLDING PATTERN von John Surman (ECM 825 407-2). beides fabelhafte Aufnahmen, die – PolyGram macht’s möglich – gleichzeitig mit den LPs erschienen. Das jüngste Kinks-Opus WORD OF MOUTH (Arista 610 302) bietet dagegen nichts mehr als die Plattenpressung auch, nämlich dürftige Aufnahmequalität.