Conditors


Früher für unkeusche Sprüche („Nachts im Vatikan“) mit dem Rundfunk-Bannstrahl belegt, greifen sie heute ganz tief in die Pop-Kiste und machen Musik, bei der man sich das Wort Schlager schon mal genüßlich auf der Zunge zergehen lassen kann – die Bäckerburschen aus Dortmund. Ihre frühere Einordnung als Polit-Rock-Band sei allerdings eher auf Mißverständnisse als auf Tatsachen zurückzuführen, sagt Conditors-Sänger Peter Freiberg: „Mir war das immer ein bißchen unangenehm, weil andere ein Markenzeichen daraus gemacht haben, und die sind jetzt enttäuscht, wenn wir Songs schreiben, die sich nicht um Politik drehen“.

Auf der anderen Seite räumt er allerdings ein: „Als ich anfing, Texte zu schreiben, war ich maßgeblich von Ton, Steine, Scherben beeinflußt.“

Inzwischen haben die Conditors eine Entwicklung durchlaufen, die der von Geier Sturzflug – beide Bands kommen aus derselben Szene – nicht unähnlich ist. Die Musik auf der neuen LP DANKESCHÖN BITTESCHÖN klingt erheblich kommerzieller als frühere Aufnahmen; die erste Single-Auskopplung “ Aba sia Maria“ mauserte sich prompt zum ansehnlichen Rundfunk-Hit, wenngleich die ganz großen Verkaufszahlen noch ausbleiben.

Darüber ist Peter Freiberg, der Mann mit den kräftigen Oberarmen, aber nicht allzu traurig: „Sonst würde uns wirklich dasselbe wie den Geiers passieren, daß wir auf einmal eine reine Single-Band wären. Für uns ist es aber wichtig, daß die Leute das ganze Spektrum unserer Musik kennen.“

Und da hat die LP noch einiges zu bieten: intelligente Popmusik mit phantasievollen, mal lustigen, mal nachdenklichen Texten – allen voran das Sekretärinnen-Melodram „Liebes Fräulein Tippse“. Hedwig Courts-Mahler hätte es nicht besser gekonnt. Am Reißbrett kalkuliert war die Wende nicht: Bei über 100 Konzerten, die Peter Freiberg, Uli Steinen (Gitarre), Peter Wasielewski (Baß), Philipp Imdahl (Schlagzeug) und neuerdings Holger Wolf (Keyboards) pro Jahr absolvieren, hat sich peu à peu der Stil verändert.“ Wir sind einfach besser geworden, da klingt es automatisch nicht mehr so eckig“, tritt Peter Freiberg Vermutungen entgegen, sie hätten aus kommerziellem Kalkül gehandelt.

Was kein Hinderungsgrund für den Erfolg der Conditors ist. Und den fordern sie, mit einem gelungenen Album im Gepäck, auf einer Konzert-Offensive heraus, die sie bis zu den Sommerferien in 50 Städte führen wird.