Emika

Melanfonie

Emika Records/Alive

Neo Classical: Die Elektronik-Musikerin Emika hat mit großem Orchester ihre erste Sinfonie aufgenommen.

Eines der musikalischen Phänomene der 10er-Jahre sind die Heranwanzungsversuche von Elektronik-Musikern an die klassische Musik. Sehr beliebt: Trans­kriptionen von Techno/House-Tracks für Piano oder Orchester, die grundsätzlich scheitern müssen, weil sie zwei Wirkprinzipien zusammenbringen wollen, die nicht zueinander passen. Am Ende kommt dann meist Rondo Veneziano dabei heraus. Nicht jeder darf, was Emika darf.

Die 30-jährige Produzentin bringt ihre erste Sinfonie heraus: MELANFONIE wurde durch Crowdfunding ermöglicht und vom Prague Metropolitan Orchestra mit der Sopranistin Michaela Šrůmová eingespielt, unter der Leitung von Paul Batson, Emikas Musiklehrer aus ihrer Teen­agerzeit. Wieso darf die Künstlerin, was andere nicht dürfen? Weil sie nicht nur eine klassische Ausbildung hinter sich hat, sondern auch, weil ihre elektronischen Kompositionen von einer Musikalität und Abenteuerlust geprägt sind, die weit über das Normalmaß hinausgehen.

MELANFONIE, eine Sinfonie in vier Sätzen, mit einem Vorspiel und einem Schlusssatz, ist keine Avantgarde-Komposition, manchmal blitzen atonale Sequenzen und harmonische Extravaganzen auf. Die Sinfonie ist der musikalischen Romantik verpflichtet, als außermusikalische Topoi in die Musik einflossen und die Grenzen der traditionellen Harmonik überwunden wurden, was zur klassischen Musik des 20. Jahrhunderts führte, zur Zwölftonmusik, zur Avantgarde.

Wir denken bei MELANFONIE an Bruckner, an die nordischen Komponisten der Epoche und an Mahler wegen der Integration von Šrůmovás Vokalpassagen. Die Sätze sind mit „Schmerz“, „Das Wunder“, „Loslassen“, „Liebe“, „Schicksal“ und „Endlich frei“ überschrieben. Wobei der instrumentale Schlusssatz „Finally Free“ offenlässt, ob diese Freiheit in der Liebe oder durch ihre Abwesenheit gefunden wird.