Der Yolocaust ist Geschichte – weil er erfolgreich war
Über zwei Millionen Menschen haben sich die Collagen angesehen, die Shahak Shapira aus unbedachten Lifestyle-Selfies am Holocaust-Denkmal in Berlin gemacht haben. Jetzt hat das Projekt zu einem erfolgreichen Ende gefunden.
Das Holocaust-Denkmal in Berlin ist in den vergangenen Jahren zu einem attraktiven Fotomotiv für Touristen geworden, was aber weniger am Geschichtsbewusstsein der jeweiligen Fotografen liegt, als vielmehr daran, dass die Stehlenkonstruktion zahlreiche junge Menschen dazu eingeladen hat, maximal pietätlos auf und zwischen den Betonklötzen zu posieren. Shahak Shapira hat einige der wildesten Selfies und Instagram-Bilder in den historischen Bezug des Bauwerks gesetzt. Die lustigen jungen Menschen posierten plötzlich nicht mehr auf und neben einem fotogenen Stück Architektur, sondern auf den Menschenbergen, die den Anlass zu diesem Holocaust-Mahnmal geliefert haben.
Das Projekt war erfolgreich. So erfolgreich, dass innerhalb von weniger als zwei Wochen 2,5 Millionen Menschen die Webseite Yolocaust.de ansteuerten; unter ihnen auch die zwölf jungen Touristen, deren Fotos Shapira ausgewählt hatte, um sie mit historischen Bildern in einen beschämenden Kontext zu setzen. Alle zwölf Personen hatten dem Künstler eine Mail an undouche.me@yolocaust.de gesendet und, (mal mehr, mal weniger einsichtig) um die Löschung ihres Bildes gebeten.
Die allermeisten Opfer Shapiras hatten die Message verstanden. Auf Yolocaust sind die Reaktionen gesammelt, Shapira hebt den Wortlaut einer Mail besonders heraus: „Ich bin der Typ, der dich, wie ich gerade las, zu Yolocaust inspiriert hat. Ich bin der „Spring auf tot..“ – Ich kann es gar nicht schreiben, mir wird schon schlecht wenn ich es nur ansehe. Ich wollte niemanden beleidigen. Nun sehe ich meine eigenen Worte in den Nachrichten.
Ich habe gesehen was meine Worte ausgelöst haben. Das ist verrückt und es ist nicht, was ich wollte. (…)“
Hier könnt Ihr alle Reaktionen lesen.