Rick Davies: „Wer arbeitet schon gerne alleine?“


Roger Hodgson und Rick Davies, das so überaus erfolgreiche Songwriter-Gespann, geht ab sofort getrennte Wege. Nachdem Roger Hodgson im obigen Interview an der musikalischen Entwicklung von Supertramp harte Kritik übte, wollten wir seinem einstigen Partner Gelegenheit geben, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Hier einige Auszüge des Gespräches, das Tip Golstijn mit Rick Davis führte:

„Roger und ich sind nicht mit einem handfesten Krach auseinandergegangen. Aber eine Irritation ist momentan natürlich unvermeidlich. Roger konnte sich auf diese Tournee auch nicht hundertprozentig vorbereiten, da er in Kürze sein eigenes Album veröffentlicht.“ „Wenn die Supertramp-Tournee vorbei ist, muß Roger auf eigene Faust etwas Ähnliches auf die Beine stellen. Roger war immer der entlastende Eckpfeiler bei Supertramp, Er ist der Typ, der eine entspannte Atmosphäre sucht und auf eine Inspiration wartet. Ich hingegen renne hektisch in der Stadt herum und fange im letzten Moment mit der Arbeit an.“ „Die Zusammenarbeit von FAMOUS LAST WORDS haben wir dreimal unterbrechen müssen. Wir wußten, es ist das letzte Mal, und wir mußten es schaffen. Aber wir machen uns deswegen keine Vorwürfe. Ich glaube, daß wir auf eine andere Weise sicher wieder freundschaftlich zusammenarbeiten werden,“ „Die Zukunft von Supertramp“ Kleinerer Rahmen, größere Kontrolle. Mehr Abwechslung, mehr Experimente. Gastmusiker. Konzerte in Sälen für 4000 Leute. Vielleicht vier Abende hintereinander zu erhöhten Eintritts preisen.“ „Alle Rockstars meiner Generation haben sich von Advokaten und Buchhaltern verführen lassen, die bis zu den äußersten Grenzen gehen wollten, nur um ihren eigenen beruflichen Ehrgeiz zu befriedigen. Und der Musiker hörte zu, nickte, unterschrieb und ging auf die Reise.

Aber die Jungs, die ein Stadion füllen, können, gehen alle auf die 40 zu und beginnen an dieser Entwicklung zu zweifeln. Wir sind am Beginn unserer Karriere so scheußlich betrogen worden, daß wir bis jetzt nur beschäftigt gewesen sind, mit Ruhm, Erfolg, Geld und Macht die Wunden zu heilen. Die sollten aber inzwischen wirklich geheilt sein.“ „Um zu komponieren, muß ich freie Zeit haben. Ich kann mich immer nur auf eine Sache konzentrieren. In Hotelzimmern sind selten Pianos, Lautsprecher oder Kopfhörer. Zwar habe ich ein Casio, aber viel Ausdrucksmöglichkeiten besitzt so ein Ding nicht, und dafür sind die Supertramp-Songs ja bekannt, oder?“ „Ich beneide Songschreiber, die sich das Herz aus dem Körper reißen, vor allem, wenn ihnen damit Klassiker gelingen. Weder Roger noch ich haben einen solchen Song je geschrieben. Das hätte ich nach dem Spielen der letzten Note sofort gemerkt. Billy Joel muß dieses Gefühl gehabt haben, als er damals ,I Love You Just The Way You Are‘ geschrieben hat.

Wahrscheinlich bin ich voreingenommen, weil ich denke, daß das Werk von Supertramp in den Geschichtsbüchern spurlos untergehen wird. Aber der Verlust der Bibliothek von Alexandrien war sicherlich; schlimmer.

Ich kann mich nicht zum Komponieren zwingen. Ich weiß 500 Dinge, die ich lieber mache. Um etwas zustande zu bringen, bin ich vom Termindruck abhängig. Songs schreibt man in der Einsamkeit. Und wer arbeitet schon gern allem?“ Jip Golstijn