Blue Öyster Cult – Country Club, Los Angeles
Es ist eine Ewigkeit her, seit ich Blue Öyster Cult zum letzten Mal gesehen habe. Richtig gesehen. Jedesmal, wenn sie hier in der Umgebung spielten, traten sie in einem dieser monströsen kalifornischen Stadien auf. Und ohne Fernglas sieht die Bühne dann aus wie ein Blatt mit Blindenschrift Hier im kleinen Country-Club handelt es sich allerdings nicht um eine der exzellenten Club-Vorstellungen, die sie gelegentlich für ihre ganz harten Fans unter dem früheren Band-Namen „Soft White Underbelly“ geben. Heute steht die Live-Übertragung einer örtlichen Rundfunkstation auf dem Programm – Eintrittskarten gratis. Und so kommt es, daß sich ein recht zusammengewürfeltes Volk hier eingefunden hat, das BÖC ununterbrochen zu feiern scheint. Schließlich hat uns ein DJ aufgefordert, möglichst viel Lärm zu machen, damit man uns im Radio auch hören könne.
Trotzdem ist es ein guter Set. Nicht unbedingt die Wahnsinnsvorstellung, die man von BÖC in so einem kleinen Laden erwartet, aber professionell mit hervorragendem Sound. JDoctor Music“ macht den Anfang mit Eric Bloom als Anheizer, während Allen Lanier die Keyboards’links liegen läßt, um ein Heavy Metal-Tambourin zu schlagen. .Agents Of Fortune“ kommt gut wie immer; eine ausgewogene Mischung aus Melodie und Harmonie sowie donnernden Heavy Riffs und Gitarre. Zum Glanzstück wird Joan Crawford“ von ihrem letzten Album. Lanier beginnt allein am Piano mit einer hübschen, klassisch angehauchten Melodie. Die Band klinkt sich dann mit dramatischen Akkorden und apokalyptischen Texten ein. Das musikalische Gegenstück zu „Mommie Dearest“ (dem enthüllenden Film über die Diva als Rabenmutter): melodramatisch, beängstigend, affektiert und abgehoben.
Andere gute Stücke: „Buming For You“, in dem BÖC nach Steve Miller klingen, „Veteren Of The Psychic Wars“ mit zwei zusätzlichen Perkussionisten, die in weißen Kapuzenmänteln auftreten und einen magnetisierenden Rhythmus hämmern. „Godzilla“ – für das feuerspeiende Monster ist auf dieser Bühne kein Platz, was aber nicht weiter tragisch ist, denn der Gig ist ja in erste Linie fürs Radio. Das Stampfen des Ungeheuers wird über Tape eingespielt, wir aktivieren unsere Phantasie, und der Drummer setzt sich eine Godzilla-Maske auf, ehe er zu seinem endlos langweiligen Solo ansetzt. Der neue Mann an den Drums (Albert Bouchard wurde bekanntlich kürzlich abgesägt) erweist sich als starker, solider Heavy Metal-Schlagzeuger – auch wenn er so aussieht, als sei er aus Frank Zappas Band entlaufen.
Vorgetäuschter Motorradlärm kündigt schließlich „Born To Be Wild“ an. Aufgereiht wie ein paar Chorgirls geben Lanier, Bloom und Buck Dharraa synchron ein paar Tanzschritte zum Besten. Bück und Eric duellieren sich dazu mit den Gitarren – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: die totale Errol-Flynn-Show mit aneinanderkrachenden Gitarrenhälsen, während Lanier vor seinem Keyboards wie ein Verrückter Sprünge vollführt.
Das reicht jetzt für eine Pause, in der ein paar commercials über den Äther gehen. Die Band kommt zurück mit dem erstklassigen „Don’t Fear The Reaper“, dem BÖC-Song, in dem sich Melodie und Wahnsinn wirklich in einer optimalen Mischung wiederfinden. Ein recht guter Auftritt war das.