Hamburg von ganz unten
„GIBBI WESTGERMANY ist die Geschichte einer Mutter-Sohn-Beziehung, die durch Liebe, Erotik, Haß, Gewalt, Abhängigkeit und Wahnsinn beschrieben ist, die Geschichte eines Kampfes um Leben und Tod.“ Soweit der Presse-/Promotion-/Anzeigentext.
Christel Buschmann schrieb das Drehbuch für dieses Sozialdrama und führte Regie. Es ist ihr zweites Drehbuch nach „Der Hauptdarsteller“ und ihr Regie-Debüt. Mit Laiendarstellern, Halbprofis und Typen aus der Szene zog sie in Hamburg dorthin, wo sich soziale Randgruppen über die Jämmerlichkeit ihrer Existenz hinwegzuretten versuchen: St. Pauli, Autostrich am Fischmarkt, Kneipen, in denen nur Touristen durch die rosarote Voyeurbrüle so etwas wie Romantik wittern; die kahle, schäbige Kehrseite eines plüschigen Pornopalastes; deprimierende, düstere Wohnungen, ein öder Imbiß.
In diesem Imbiß arbeitet Gibbis Mutter (Eva Maria Hagen), deren Gesicht einen erschreckt ängstlichen Ausdruck nicht verbergen kann, als sie ihren Sohn wieder entdeckt, der in Hamburg abheuerte und ziellos durch sein altes Milieu streunt. Christel Buschmann drehte keinen flüssigen Spiel-bzw. Actionfilm, sondern baute mit kurzen Szenen eine Konflikthandlung auf, deren Spannung sich ohne viel Worte überträgt. Gibbi, gedrängt vom totalen Unabhängigkeitstrieb, sensibel wie viele, die sich durch Brutalität weiterhelfen, hin- und hergerissen in seiner zwiespältigen Beziehung zur Mutter, klinkt ein paarmal aus und landet dafür zweimal in der Nervenklinik. Wieder ins Leben entlassen, verlangt er von seiner Mutter ein letztes Liebesgeständnis, erschießt dann erst sie und anschließend auch sich selbst.
Der Film ist fast bestürzend authentisch. Die Auswahl der Typen, die Wortkargheit des Hauptdarstellers Jörg Pfcnnigwerth, der es jedoch versteht, im richtigen Moment das Entscheidende rauszurotzen. Oder die fast wortlose Präsenz Kiev Stingls (Hamburgs „Untergrund „-Poeten), der als Liebhaber der Mutter nur argwöhnisch zu beobachten hat und erst recht die Szenen, die Christel Buschmann in der Hamburger Nervenheilanstalt „Ochsenzoll“gedrehthat: eine nicht endende Trostlosigkeit, Am intensivsten ist der Film, wenn am wenigsten gesprochen wird.
Übrigens ist auch Eric Burdon mit von der Partie, der bekanntlich ja seit Jahren vom Filmemachen träumt. Er spielt den Portier eines Stundenhotels, der Gibbi aus jeder Klemme hilft und sogar den richtigen Dietrich hat, um seinem Freund aus den Handschellen zu helfen.