Berliner Senat gab Bands Starthilfe


Kaum daß mal ein deutscher Kulturpolitiker ein paar tausend Mark zur Verfügung gestellt hat, damit deutsche Gruppen ein bißchen finanzielle Unterstützung bekommen, da mutmaßen Kritiker schon „verwaltete Rockmusik“. So geschehen jetzt in Berlin, wo sich Kultursenator Sauberzweig dazu entschlossen hat. frei auf der Kulturszene arbeitenden Gruppen mit insgesamt einer Million Mark auszuhelfen. Darunter fallen auch die Rockgruppen, von denen es etwa 300 in der Stadt gibt. Konkrete Hilfe wurde einigen Gruppen dadurch zuteil, daß sie die Produktion zweier Sampler (also Studiokosten, Pressung und Coverherstellung) mit insgesamt 40.000 Mark vorgeschossen bekamen. Das reichte aus. um die Alben „Berlin Fusion“ (Jazzrock-Gruppen) und „Berlin Querschnitt“ (querbeet von Folk bis Elektronik) in Stückzahlen von jeweils 1000 Exemplaren ans Publikum bringen zu können. Einnahmen aus dem Verkauf (Eigenvertrieb) fließen aus „haushaltsrechtlichen Gründen“ wieder an den Senator zurück, der damit durchaus wiederum Mittel bekommt, neue Projekte dieser Art zu sponsern.

Nachdem noch vor kurzem die IG Rock, ein Zusammenschluß Berliner Gruppen, lauthals nach Anteilen an der ominösen Million gerufen hatte ein Musiker:“.Das Goldfieber ist ausgebrochen“ – ist es jetzt erst einmal stille geworden.

Mitte November präsentierten sich die „Querschnitt“-Gruppen an zwei Tagen live im „Quartier Latin“ und zeigten sich und dem Publikum ihre Grenzen auf. Der „Tagesspiegel“ kommentierte: „Was den meisten Berliner Gruppen fehlt, ist nicht Talent oder Spielfertigkeit, sondern Professionalität bei Bühnenauftritten.“ Von „verwaltet“ kann also noch gar keine Rede sein. Die – im Bundesgebiet weitgehend unbekannten – Gruppen sind noch nicht so weit, daß sie ihr Handwerk echt beherrschen. Das war wahrscheinlich auch der Kulturbehörde klar, die aber auf der anderen Seite bereit ist, den vom Standort her benachteiligten Gruppen einen Bonus zu geben, mithin etwas Starthilfe.