Wiener Blut vom Zentralfriedhof – Wolfgang Ambros wird bei uns populär
Eine LP mit deutschsprachigen Dylan-Songs hat dem Österreicher Wolfgang Ambros in der Bundesrepublik eine Menge Zulauf beschert – späte Anerkennung für einen Sänger, Komponisten und Musiker, der schon seit vielen Jahren aus Rock und Wiener Mundart seine eigenwilligen, von Sarkasmus durchzogenen und hart am Alltag angesiedelten Songs mixt.
Wenn man den Wolfgang Ambios so reden hört, dann wundert man sich, wie er es all die Jahre in Wien hat aushalten können. Er möchte, sagt er, lieber heute als morgen dort weggehen und in Los Angeles leben. In Wien sei absolut nichts los, die Kulturszene tot, die Jugend frustriert. Es gebe keine Clubs für Konzerte, und selbst die Discotheken seien höchst provinziell: „So wie in irgendeinem Vorort von Hamburg.“ In Österreich könne er zwar als einer der wenigen Rockmusiker überhaupt von seinen verkauften Platten leben (so 20.000 Stück wird er im Durchschnitt pro LP los), aber Konzerte zum Beispiel, die könne er kaum geben. In Wien sowieso nicht, denn da sei es aus Steuergründen viel zu teuer, irgendwo aufzutreten. Außerdem stehe zwischen Künstler und Bühne der Bürokratismus: Zwei volle Tage Laufereien habe er, ergänzt Wolfgangs Manager, um ein Konzert auf die Beine zu stellen.
Es ist wohl eine klassische Haßliebe, die den Wolfgang Ambros mit seiner Heimatstadt verbindet. Immerhin hat sie ihn mit der Mundart versorgt, die seinen Texten im deutschsprachigen Raum den persönlichen Stempel aufdrückt. Und der morbide Touch dieser Stadt hat in ihm sicherlich die zivilisationsmüde und sarkastische Ader gestärkt, die wohl auch seine Glaubwürdigkeit als Dylan-Interpret im Wesentlichen ausmacht. Dafür hat der Wolfgang Wien in seinen Songs Denkmäler gesetzt, die die Stadtväter auf den ersten Blick an den Rand der Verzweiflung getrieben haben müssen: „Es lebe der Zentralfriedhof‘ heißt das schönste seiner spöttischen Werke.
Im Jahre 1971 hat Wolfgang Ambros angefangen, aus gemäßigtem Rock und Bitte umblättern!