Lindenbergs Rekord-Revue
Udo Lindenberg brach mit seiner Rock-Revue alle Zuschauerrekorde im deutschen Rock. Der Ansturm war so enorm, daß für März noch weitere Konzerte gebucht werden konnten. Die Zusammenarbeit mit „Regie-Weltmeister“ Peter Zadek hatte Udo eine enorme Vorpresse sogar auf den ehrwürdigen Feuilleton-Seiten der Tagespresse eingebracht. Die Frage ist jetzt: Hat sich der Aufwand ausgezahlt?
Eines ist klar: Das Konzept der Show und der Grundsatz, nur in große, unbestuhlte Hallen zu gehen, wo die Zuschauer sich nach Belieben bewegen und tanzen können, widersprechen sich. Um jedem zahlenden Konzertbesucher die Chance zu geben, die Revue in allen Einzelheiten mitzubekommen, hätte man sich zwangsläufig auf kleine Hallen beschränken oder aber Teile der Show auf eine Riesenleinwand projizieren müssen.
Echt über’s Ohr gehauen fühlten sich die Hamburger Zuschauer. Vom Ballett der Pinguine, vom inszenierten Kampf Breschnew/Carter, vom Peep-Show-Strip für den Song „Reeperbahn“, von der Video-Show oder vom fliegenden „Bett-Männ“ war in der über Deutschlands Grenzen hinaus gefürchteten Ernst Merck-Halle für die meisten nichts zu sehen. Nach einer halben Stunde mußte Udo die böse enttäuschten Fans, die mit Pfeifkonzerten ihrem Unmut Luft machten, erst einmal beruhigen. Doch mit seiner Erklärung, daß die Verantwortlichen die Millionen lieber in etablierte Kulturhäuser steckten, als für eine angemessene Konzerthalle zu sorgen, hatte er schon wieder gewonnen. Danach ließen sich die meisten Zuhörer einfach nur noch vom dynamischen Rock des Panik-Orchesters antörnen, tanzten und fühlten sich entschädigt durch Eric Burdons kurzen Auftritt. Am Ende der Show durften sie Udo sowieso in Stücke reißen – dafür flogen eigens gebackene Brot-Udos von der Bühne hinab.