Es gibt nur einen Mick! – Taylor verliess die Rolling Stones
Die harten Steine scheinen langsam zu zerbröckeln. Ende vergangenen Jahres kam die schockierende Meldung über die Trennung von Mick Taylor, und auch das Verhältnis von Mick Jagger zu Keith Richard ist nicht immer das Beste. Als sich die Rolling Stones im Dezember im Münchener Studio ‚Musicland‘ zu neuen Plattenaufnahmen trafen – waren sie nur noch zu dritt. Mick Jagger kam in Begleitung einer dunklen Schönheit, Bill Wyman mit Frau Astrid, und Charlie Watts glänzte mit millimeterkurzem Sträflingshaarschnitt. Keiner von ihnen wusste, wo sich Keith aufhielt, und dementsprechend war die Stimmung.
Studio-Atmosphäre wie auf einem Geisterschiff
Natürlich waren in München sofort Uschi Obermeier und einige ihrer Kolleginnen zur Stelle, aber auch das konnte die Stones-Splitter Jagger, Wyman und Watts, ihren alten Freund Ian Stuart, Studio-Gast Nicky Hopkins (piano) und Label-Manager Marshall Chess nicht sonderlich aufmuntern. Sie mussten warten, bis Keith Richard von sich hören liess. Der aber kam erst nach vier Tagen – mit einer frischen Zahnprothese im Mund und neuen Ausweispapieren in der Tasche. Er hat erst noch einige Formalitäten erledigen müssen, bevor man ihn aus der Schweiz nach Deutschland liess. MUSIK EXPRESS besuchte die Rolling Stones im Musicland-Studio und erlebte eine drohende Atmosphäre wie vor dem Verglühen eines Raumschiffs. Kaum einer redete mit dem anderen, man sah sich nicht an und verdrückte sich in den Arbeitspausen in die entferntesten Winkel der Studio-Räume. Keith Richard drehte sich dicke Rauchtorpedos und Mick Jagger hockte zusammengekauert in einer Ecke auf dem Boden – wie eine Blindschleiche in der Mauerritze. Mühsam kommt das „Hallo“, und die Frage nach Mick Taylor und den weiteren Stones-Plänen wird mit gequältem Lächeln beantwortet: „Ach ja – es wird schon werden! Auch ohne Mick Taylor! Er hat sich in letzter Zeit sowieso ganz eigenartig entwickelt…“ Taylor interessierte sich neben der Gitarre immer stärker auch für andere Instrumente und unternahm Session-Produktionen mit befreundeten Musikern wie z.B. Billy Preston. Bei den Rolling Stones fühlte er sich unterdrückt und in seiner Entwicklung eingeengt. Da hat sich Mick Jagger entschieden, ohne Taylor weiterzumachen.
Jagger: „Taylor ist ersetzbar!“
Wer allerdings die Stelle von Mick Taylor einnimmt, dass weiss Jagger selbst noch nicht. Doch die Entscheidung drängt, denn in diesem Monat soll die neue Stones-LP in Rotterdam fertiggestellt werden, Mitte 1975 ist eine neue Tournee geplant, und während Mick Taylor wahrscheinlich bei der Gruppe von Jack Bruce einsteigt, suchen die Rolling Stones noch immer nach einem neuen Gitarristen…