Mick Jagger


Nun ist er schon 31 Jahre alt und noch immer eines der grössten Pop-Idole unserer Zeit. Doch in letzter Zeit hörte man nicht mehr allzuviel von ihm. Keine Gerüchte, keine Skandale, auch nicht die kleinste Meldung. Man hatte fast den Eindruck, als gehöre Mick Jagger bereits zu den seriösen Herren. Aber das ist nun wirklich nicht nach Micks Geschmack, und die Stille um seine Person hatte ein jähes Ende, als er sich entschloss, mal ein paar sehr persönliche Dinge über seine Ehe, d.h. sein Intimleben, sowie über seine Zukunftsabsichten auszuplaudern. Was die erstaunte Rockwelt da erfuhr, ist nicht von Pappe! Aber der Wirbel, den Mr. Jagger mit seinen Enthüllungen verursachte, verwunderte diesen nicht, der war schliesslich beabsichtgt.

ZUM TEENAGER-IDOL ZU ALT?

Zu den Teenager-Idolen wie etwa David Cassidy oder Donny Osmond kann man ihn wahrhaftig nicht mehr zählen, aber mit denen möchte er auch nicht in einem Atemzug genannt werden. Er selbst bezeichnet sich als Sänger und Songschreiber, und das ist bestimmt nicht weniger! Ausserdem machen ihm die Tourneen durch die ganze Welt noch immer grossen Spass, und das will er so lange wie möglich beibehalten, nicht jeden Tag, aber dann und wann braucht er doch das ‚On the road‘-Gefühl.

Gibt es in ein oder zwei Jahren die Stones wirklich nicht mehr?

Dass er sich nicht für den ‚Grössten‘ hält, sondern auch das Können der Anderen anerkennt, zeigt er,* wenn er Bill Wyman’s Solo-LP sehr positiv bewertet und sagt, dass dessen zweite sicher noch besser wird. Ob Mick eines Tages selbst eine Solo-LP vorlegen wird, kann zum heutigen Zeitpunkt niemand verbindlich sagen. Momentan hat er mit seinen Stones genug zu tun and kann nicht an einen Alleingang denken. Sollte es aber doch einmal so weit kommen, stellt sich natürlich die Frage, wie es in dem Falle mit den Stones weitergehen soll. Mick kann einem einen ganz schönen Schrecken einjagen, wenn er auf die Frage lakonisch erwidert: „Dann muss ich mich eben entscheiden, entweder die Stones oder ich!“ Traurige Ahnungen überkommen jeden Rock-Fan bei dem Gedanken an eine Auflösung der immer noch grössten Rock-Gruppe der Welt. Mick behauptet nämlich, dass die Stones in 18 Monaten bereits nicht mehr existieren. Aber soweit ist es glücklicherweise noch nicht. Erstmal wird es noch neue Stones-Scheiben geben, und eine ausgedehnte Tournee, fast um die ganze Welt, folgt 1975 auch. Mick’s Traum ist es, die grösste Toamee aller Zeiten zu veranstalten.

Warum bei den Jaggers der Haussegen oft schief hängt.

Für ein richtiges Familienleben hat ein Mann wie Mick natürlich kaum Zeit, und so erklärt sich, warum bei Familie Jagger oft ‚dicke Luft‘ ist. Dann müssen sich Mick und Bianca, seit drei Jahren Frau Jagger, ganz schön zusammenreissen. damit es nicht zur grossen Katastrophe kommt. Bis jetzt hat meistens Bianca nachgegeben, und damit war stets alles wieder in Ordnung. Deshalb ist Mick auch sehr stolz auf seine Frau, denn eine normale, eifersüchtige Hausfrau würde mit Micks Lebensweise sicher nicht einverstanden sein. Ein ‚Kindernarr‘ ist Mick auch nicht gerade, aber seine Tochter Jade ist da natürlich eine grosse Ausnahme. Für sie würde er alles tun, sie Ist eigentlich der einzige Mensch, der Mr. Jagger auf der Nase herumtanzen darf.

Schminke findet er auch für einen Mann ganz natürlich.

Auf die Frage nach seinem Liebesleben antwortet Mick sehr natürlich. Er hat viele Mädchen gekannt und hat immer noch grosses Interesse an ihnen. Aber er könnte sich auch gut vorstellen, selbst eine Frau zu sein, er bezeichnet sich als ‚bi-veranlagt‘, d.h. er liebt Mädchen und Jungen gleichermassen. Er bedauert nur, dass es so wenig wirklich gute Rock-Sängerinnen gibt. Wichtig ist für ihn der Mensch, sein Charakter, dass er mit ihm auch Probleme besprechen kann, und dass er auch mal so richtig ‚albern sein kann.

Mick Jagger und der Jet-Set

Mick steht in dem Huf, eine der Hauptfiguren des internationalen Jet-Set zu sein. Vielleicht ist da etwas Wahres dran, aber es ist keineswegs so, als könne er ohne diesen Rummel nicht leben. Das Gegenteil ist der Fall. So oft es geht, hält er sich in seinem Haus in Antibes, in Südfrankreich, auf und will seine Ruhe haben. Hier fühlt er sich zu Hause. Auf sein Heimatland England ist er nicht so gut zu sprechen, was u.a. mit den dortigen Verdienstmöglichkeiten und den. hohen Steuern zusammenhängt, wie er selbst zugibt. Geld ist nach wie vor ein sehr wesentlicher Faktor in seinem Leben, und wer wollte es ihm verdenken, schliesslich ist er seit gut 10 Jahren ein reicher Mann. Wer könnte da wieder mit ein ganz normalen Arbeiter oder Angestellten-Gehalt auskommen? Er hat jedoch klar erkannt, dass man Sich mit Geld nicht die absolute Freiheit erkaufen kann. Er ist genauso abhängig von vielen Dingen wie jeder andere Mensch auch. Auch er muss laufend auf irgendetwas Rücksicht nehmen.i auf Manager, Verträge, auf die anderen in der Gruppe, usw., usw. Er würde wieder gerne filmen, am liebsten mal mit David Bowie zusammen, aber bisher fehlen die richtigen Dreh-J bücher. Andererseits hat er genug mit neuen Stones-Platten zu tun, denn die Nachfrage danach ist unter den Fans unvermindert gross. Die Fans sind immer noch ‚Dringlichkeitsstufe Nr. 1!‘ Und dann muss noch die geplante ‚Tournee 1975‘ vorbereitet werden, sie soll eine Mammuttournee werden. Ein Problem bedrückt ihn, das seine Millionen Fans in aller Welt vielleicht lösen könnten: Er möchte von den Leuten, die seine Musik gut finden, nicht für den Messias gehalten werden. Er möchte ein guter Rock-Sänger sein, mehr nicht, so wie er es auf der letzten Stones-Single auch deutlich sagt: „It’s only Rock’n’Roll, but I like it.“