„Wenn David sein eigenes Image entdeckt, ist er verloren…“


Juni 1973. David Cassidys Songs habben noch immer nichts von ihrer Zugkraft verloren. Dennoch ist es nicht zu übersehen, dass er es angesichts der Konkurrenz von den Osmonds und T.Rex nicht leicht hat, sich seinen Platz in den Hitparaden zu sichern. Die bislang letzte Single, die David international auf den Markt gebracht hat, dürfte ihm allerdings wieder ein paar neue Mädchenherzen erschliessen. Mit seinem neuen Titel ‚I’m a Clown‘ erkennt man die ersten selbstkritischen Züge bei David. ‚Bin ich denn nun ein Clown oder nicht?‘ ME traf die Mutter des Wunderknaben in London, um etwas mehr über die familiären Beziehungen und die Probleme zu erfahren, über die David nur mit ihr spricht. Mama Cassidy heisst heute Evelyn Ward und ist Schauspielerin.

Haben Sie David ganz allein erzogen?

„Als David 5 Jahre alt war, habe ich allein die Erziehung übernommen. Nach meiner Scheidung von Jack (Cassidy) sind wir zu meiner Mutter gezogen; sie wohnte damals in einem kleinen Dorf in New Jersey. David war ein richtiger Dorfjunge, und das ist er im Grunde heute auch noch. Ich habe nicht gewollt, dass er ins Showbusiness geht. Ich habe immer darauf geachtet, dass er eine natürliche Kindheit hatte, in der er tun und lassen konnte was er wollte. Was habe ich davon, wenn mein Kind als Supermann um die Erde reist?“

Sein Einstieg in die Show Welt war aber unvermeidbar, oder?

Ja, er hat wirklich viel Talent und gute Qualitäten. Schon als kleiner Junge kritisierte er meine jeweiligen Filmpartner: „Was die können, kann ich schon lange. …“

Sind Sie oft mit David zusammen?

Wir sehen uns spätestens alle 14 Tage. Zu Weihnachten sind wir auch immer zusammen. Wenn ich eine Rolle spiele, lasse ich immer im Vertrag festlegen, dass ich an diesen Tagen frei habe. Wenn nicht, nehme ich die Rolle nicht an. Ich mache mir viel Sorgen um Davids Sicherheit. In letzter Zeit gerät er sehr schnell in Panik, wenn er so viele Menschen um sich sieht. Er kriegt oft richtig Angst und schreit: „Schau, da sind sie wieder, da stehn sie wieder.“ Ich habe den Fanatismus der Fans am eigenen Leib erlebt. Bei einem Konzert von David im Wembley Empire Pool (London) bedrängte mich eine Horde von Teenagern, die gemerkt hatten, dass ich irgendwas mit David zu tun habe. Sie umarmten mich und kletterten in und über mein Auto. Er war schon beängstigend, und ich kann gut verstehen, was David für seine Popularität alles durchmachen muss. Trotzdem bin ich stolz auf ihn. Wenn man weiss, wie sehr Künstler manipuliert werden, ist es schon bewundernswert, wie David die verrücktesten Situationen meistert. Als Künstler muss man immer eine Rolle spielen. Solange man der Rolle treu bleibt, ist alles Okay. Wenn David irgendwann aber sein eigenes Image entdeckt, ist er rettungslos verloren…. an den Moment wage ich nicht zu denken.