Fleetwood Mac


'Astreiner Blues', das war jahrelang jener musikalische Begriff, den die Gruppe Fleetwood Mac für sich geprägt hatte. Von ihrem musikalischen Urbild ist die Band jedoch durch personelle Veränderungen in fast fünf Jahren entscheidend abgewichen. Zwar spielen sie heute auch noch Blues, doch er hat rockige Untertöne bekommen. Ihr Manager, Clifford Davis, sagt, "Alles hat sich an dieser Gruppe geändert."

ALLES FING MIT MAYALL AN

Wie viele der heutigen Popgrössen, die man als Blues-Musiker einstuft, kamen Peter Green, Mick Fleetwood und John McVie von Mayall’s ‚Bluesbreakers‘. John McVie spielte vier Jahre (1963–67) als Bassist bei John Mayall. In der 66-er Zeit z.B. mit Eric Clapton. Dann kam Peter Green zu den ‚Bluesbreakers‘. Er ersetzte Eric Clapton, der Ende ’66 zu einer längeren Griechenlandreise aufbrach. Anfang ’67 kam auch noch Mick Fleetwood, so dass in dieser Zeit die ‚Bluesbreakers‘ in der Besetzung: John Mayall, Peter Green, John McVie und Mick Fleetwood spielten. John Mayall ist sogar noch heute Promoter für neue Gruppen. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Drei Mitte ’67 von Mayall trennten und zusammen mit dem Gitarristen, Jeremy Spencer die ‚Fleetwood Mac‘ gründeten.

PETER GREEN’S BLUES-FEELING

Ende 67 erschien ihre Lp ‚Fleetwood Mac 5 auf dem Blue Horizon Label. Auf den Plattentaschen war damals immer die Rede von Peter Green’s ‚Fleetwood Mac‘. In der Tat, Peter Green war nicht nur Bandleader, sondern auch der absolute Star der Gruppe. Er gab Takt und Ton an, und das war ein 12-taktiges Harmonie-Schema, das war Blues. Wenn Peter ein Harmonika-Solo spielte, war es manchmal schwarzer Country-Blues der Marke ‚Sonny Boy Williams‘. Neben der Harmonika spielte Peter Green Lead-Gitarre und er sang natürlich abwechselnd mit Jeremy Spencer. Jeremy spielte zudem Slide-Gitarre und Piano, John McVie, Bass, und Mick Fleetwood, Schlagzeug. Ihre zweite Lp, die Mitte ’68 auf den Markt kam, sie hiess übrigens Then play on markierte exakt den damaligen Standpunkt der Gruppe. Man war ungemein melodiös und der Rhythmus ging einem unter die Haut. Jeremy Spencer’s Stimme hatte ein Spektrum von Schattierungen, die besonders bei ihrer Single ‚Need your love so bad‘ zum Durchbruch kam. Es folgten ‚Albatros‘, doch diese Nummer stempelte die Gruppe zu einer Art Hitformation. Peter Green zerbrach daran.

PETER GREEN STEIGT AUS

Der Tag, wo er die Gruppe verliess – es war Anfang ’70 war ein wirklich schwarzer. Die Band trieb in der Popszene wie ein Schiff ohne Steuermann. Peter wollte von der Szene nichts mehr wissen. Heute soll er angeblich Pfleger in einem Krankenhaus sein. Die Leere, die durch seinen Abgang entstanden war, liess sich auch nicht mehr durch den Neuzugang von Danny Kirwan – er kam ’68 – aufhalten. Jeder fühlte sich furchtbar unsicher und unzulänglich. Jeder zog die Band in eine andere Richtung. In dieser Zeit, als man einfach vom reinen Blues wegwollte, fand die Gruppe nicht mehr zu einem eigenen Stil. Da entstanden dann so tiefsinnige Lieder wie ‚When you say‘ mit dem Text: ‚Lalalala‘ oder ‚Oh Well‘. Es ging einfach nicht vorwärts.

JEREMY SPENCER STEIGT AUS

Im Frühjahr 1971 unternahmen sie auf Grund alter Verpflichtungen eine Staaten-Tournee. In Amerika hatte sich die Band einen grossen Namen gemacht und es störte die Amerikaner nicht im geringsten, dass dort ein gewisser Peter Green fehlte. Die Gruppe hatte fast ihre vier Wochen-Tour hinter sich, als Jeremy Spencer ausstieg und bei den Jesus-People in Los Angeles hängenblieb. Danny Kirwan: „Alle dachten, jetzt ist der Ofen wirklich aus. Wir konnten Jeremy nicht dazu bewegen, wieder mit uns nach England zu kommen. Er fühlte sich bei den Jesus-People sauwohl.“

DIE NEUE LEUCHTE: BOB WELCH

Die Gruppe hat es Judy Wong, der Ehefrau des Ex-‚Jethro Tull‘-Bassisten, Glen Cornick, zu verdanken, dass Bob Welch auftauchte. Sie kannte Bob aus ihrer gemeinsamen Heimat Californien und sie brachte ihn einfach einmal mit, als die Gruppe vollkommen zerstört in den Staaten herumhing. Bob blieb. Mick Fleetwood meinte: „Bob ist ein toller Typ, wahnsinnig musikalisch und ein fabelhafter Gitarrist. Seine Songs sind sehr variabel, genauso wie seine Stimme und sein Gitarrenspiel. Als uns Jeremy verliess, waren wir am Rande des Zusammenbruchs. Bob war der frische Atem für uns.“ Wer ist nun Bob Welch? Er war Gitarrist in verschiedenen Soul-Bands, wie z.B. James Brown und den Temptations. Heute sind er und Danny Kirwan die treibenden Kräfte des neuen ‚Fleetwood Mac‘-Sound. Bob und Danny spielen Gitarre, John McVie Bass, Christine McVie, Ehefrau von John, E-Piano Klavier und Mick Fleetwood Schlagzeug. Was da herauskommt ist harter, treibender Blues-Rock mit ein paar romantisch-melodischen Breaks. Natürlich ist die Blues-Vergangenheit der Gruppe nicht ausgelöscht. Doch es kommen die Popmusik-Einflüsse der letzten vier Jahre und die Ideen eines Bob Welch hinzu. Peter Green’s Behauptung, scheint auf jeden Fall widerlegt zu sein, denn er hatte einmal gesagt, die Gruppe würde sterben, wenn sie nicht mehr den 12-taktigen Blues spiele.