Brody Dalle


Welchen Luxus leistest du dir?

Schuhe. Über die Jahre hab ich über 80 Paar angesammelt.

Wovor hast du Angst?

Verlassen zu werden. Mein biologischer Vater, ein totaler Frauenheld, hat in England und Australien sechs Kinder gezeugt und für keines Verantwortung übernommen. Nachdem ich ihn über 20 Jahre nicht gesehen hatte, tauchte er dann auf einem meiner Konzerte auf. Er hat mich wirklich wütend gemacht, als er mich fragte, ob sein Verschwinden mein Talent gefördert hätte – weil es teilweise stimmt.

Ich wurde lange Zeit sexuell missbraucht, als ich klein war. Die Erfahrung hat eine endlose Wut in mir hinterlassen. Ohne die Unterstützung meiner Mutter und des Mannes, den ich Vater nenne, der mich aufgezogen hat wie sein eigenes Kind, hätte ich es nie geschafft. Musik war meine Rettung, ich danke Gott dafür, zur Musik gefunden zu haben.

Mit welchem „großen Album“ der Rockgeschichte kannst du gar nichts anfangen?

Ich hasse Kiss. Jeder, der sich traut, deren Alben Meisterwerke zu nennen, hat eine aufs Maul verdient. Matallica, iih! Und The Who, auch nicht so meins, obwohl LIVE IN LEEDS ein solides Album ist.

Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen?

Als Frauen das Wahlrecht erhalten haben.

Was war an den Beatles gar nicht mal sooo gut?

Dass John darauf bestand, dass Yoko bei allen Sessions dabei war. Liebe ist blind und manchmal auch dämlich. Ich bin sicher, dass sie sehr nett ist, aber auch ein echtes Luder.

Bei welcher Frage wirst du sauer?

„Wie fühlt es sich an als Frau in der Rockszene?“ Keine Ahnung! Womit sollte ich es denn vergleichen?

In welchen Club sollte man unbedingt mal gehen?

Ich gehe nicht so häufig in Clubs. In Melbourne habe ich mit 17 in Bars als Türstehenn gearbeitet. Damals bin ich viel mit der libanesischen Mafia rumgehangen, die mir auch diese Jobs verschafft hat. Ich habe deren Chef Larry Hafer, der irgendwie väterliche Gefühle für mich hatte, in seinem nagelneuen Commodore gefahren, obwohl ich nicht fahren konnte und auch keinen Führerschein besaß.

Bist du Tänzerin oder Steherin?

Ich liebe es, zu tanzen. Um ein paar Klassiker zu nennen: Howlin‘ Wolf, ein bisschen 80er-New-Wave, Goth und vielleicht ein wenig Boogie.

Was war dein miesester Auftritt?

Beim Berlin-Festival. Die gaben den Distillers die Schuld am Niedergang des Festivals. Wir fingen um sieben Uhr früh mit Wodka-Red-Bu!I an, unser Set haben wir nur zur Hälfte durchgezogen (warum, weiß ich nicht), Andy [Granelli, der Drummer] hat einen Typen angepinkelt und sich den Arm gebrochen, als er über die Barrikaden springen wollte. Ich erinnere mich noch daran, dass ich Fergie (ja, der von Black Eyed Peas) Kies aus dem Gesicht gewischt habe, nachdem sie in den Matsch gefallen war, und sie dann in meinen Bus eingesperrt habe.

Was ist der größte Blödsinn, der über dich erzählt wurde?

Ich wurde mal in einer Rezension als pockennarbige Nutte beschimpft. Das hat mich getroffen, ich saß heulend am Heathrower Flughafen.

Welches Geräusch hörst du am liebsten?

Das Lachen meiner Tochter und die beruhigende Stimme meines Mannes.

Welchen anderen Musiker kann man nur beneiden?

PJ Harvey. Ihre Stimme ist eindringlicher und gespenstischer als alles – da ist Thom Yorke nichts dagegen.

Warum spielen in Bands so wenige Frauen?

Vielen Frauen wird einfach keine Chance gegeben. Neulich sollten wir bei einem Festival spielen, und die Veranstalter sagten uns:

„Wir haben schon zivei Bands mit schreienden Frauen im Line-up“. Aber was ist mit den 20 Bands mit schreienden Männern?

Wann ist es Zeit aufzuhören?

Sobald du nicht mehr die Treppe hoch kommst.

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