5 Fragen an Andy Fletcher
Der Depeche-Mode-Keyboarder über ungekannte Entspanntheit, ungeplante Pläne, nicht gesehene Fußballspiele, sinnlose Singles und sein eigenes Label.
1. Wie haben Depeche Mode die jüngste Tournee über-J. standen?
Es hat uns unglaublich gut gefallen. Im Vorfeld gab es aber natürlich schon Bedenken. Es standen weit mehr als 100 Konzerte an; alle drei Mitglieder der Band hatten in der Vergangenheit so ihre Probleme auf Tourneen, wir werden alle nicht jünger. Am Ende war es so, dass wir alle sehr traurig waren, als wir in Athen unseren letzten Auftritt hatten. Woran das liegt? Momentan herrscht einfach ein guter Geist in der Band. Wir sind jetzt 25 Jahre lang ohne Unterbrechungen im Geschäft, das erscheint uns manchmal sehr surreal. Vielleicht sind wir uns mehr denn je bewusst, etwas geschaffen zu haben, auf das wir stolz sein können. Daraus resultiert eine Entspanntheit in der Band, die es bisher nicht gab und die den Stress einfach abfallen lässt.
2 Gibt es schon Pläne für ein neues Album ? Nein. Wir sind eine Band, die sich immer voll auf ein einziges Projekt konzentriert und nicht in Parallelwelten abschweift. Radiohead sind da anders, sie haben schon einmal neue Songs auf Tour geschrieben und diese bald darauf veröffentlicht. Wir dagegen haben im Augenblick keine weiteren Pläne als eine Pause zu machen. Ich bin natürlich vorsichtig optimistisch, was ein weiteres Album angeht, aber gesprochen haben wir darüber noch nicht.
3. In gewisser Weise erscheint im November ja ein neues Album. Warum schon wieder eine Best Of?
Es gibt Leute, die uns mögen, aber keine eingefleischten Fans sind. Sie wollen nicht jede Single hören, die Depeche Mode je veröffentlicht haben. Ihnen reicht ein weitestgehend vollständiger Überblick. Für solche Leute ist diese CD bestimmt. Als Zugabe gibt es einen neuen Song namens „Martyr“, der bei den Sessions zu PLAYING THE ANGEL entstanden ist. Er gehörte zu den Titeln, die immer in der engeren Auswahl für das Album waren. Am Ende entschieden wir uns aber, ihn für einen besonderen Anlass aufzuheben. Es ist nicht mehr so wie früher, dass es sinnvoll wäre, eine Single zu veröffentlichen, die nicht von einem aktuellen Album stammt oder auf dem kommenden enthalten sein wird. Singles allein verkaufen sich einfach nicht mehr.
4 Mit welchen Dingen beschäftigt sich der Keyboarder von DM, wenn keine Musiktermine anstehen ?
Jetzt beschäftige ich mich erst einmal längere Zeit mit meiner Familie, die habe ich nämlich zwei Jahre lang kaum gesehen. Zu Weihnachten geht es für ein paar Wochen nach Mauritius, das ist mein Geschenk für meine Frau und meine Kinder. Ich habe ja auch eine Wohnung in Barcelona, da werden wir sicher mal nach dem Rechten sehen. Es kann gut sein, dass ich den einen oder anderen DJ-Job übernehme. Auf jeden Fall möchte ich ein paar Spiele des FC Chelsea an der Stamford Bridge sehen. In den letzten zwei Spielzeiten sind wir jeweils Meister geworden, und ich war kaum da! Ich gehe bestimmt auch öfter in ein Pub. Solche Dinge sind mir wichtig. Man sagt mir ja nach, der normalste aller Musiker bei Depeche Mode zu sein. Das stimmt auch irgendwie. So ein Besuch im Pub gehört bei mir wirklich zum Lebensgefühl.
5 Was hast du in nächster Zeit mit deinem Label Toast Hawaii vor?
Erst einmal gar nichts. Ich habe mir bis Januar eine Frist gesetzt. Dann entscheide ich, wie es weitergeht. Wenn man aktiv mit in einer Band wie Depeche Mode zu tun hat, sei es im Studio oder auf Tournee, gibt es keinen Freiraum für andere Dinge. Ein Label muss schon mit Kreativität und Engagement betrieben werden. Ich brauche jetzt auch erst einmal Zeit, um mir Musik anzuhören, die mir gefällt und zum Label passen könnte. Da ist im Augenblick alles offen.
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