DIESEL-Gründer Renzo Rosso: „Ich möchte, dass jeder sich darüber bewusst ist, dass man etwas verändern kann“


Renzo Rosso hat ein neues Buch mit dem Titel „RR Radical Renaissance 55+5“ veröffentlicht. Wir haben mit ihm über das Werk, sein Leben und seine Arbeitsphilosophie gesprochen.

Sie sind der Inhaber einer der größten Modemarken der Welt und mit Only The Brave – dem Dachkonzern von u.a. den Modemarken Diesel, Maison Margiela, Marni, Viktor & Rolf – besitzen Sie eines der erfolgreichsten Unternehmen der Fashion-Branche. Man könnte meinen, dass Sie Ihre Träume verwirklicht haben. Gibt es noch etwas, das Sie in ihrem Leben erreichen wollen – als Unternehmer oder als Mensch Renzo Rosso?

Ich habe jeden Tag Träume, die ich erreichen will. Bei meinen Brands zum Beispiel, da bin ich nicht nur bei der richtigen Entwicklung der Kollektionen sehr ehrgeizig, sondern auch bei der Findung der richtigen Initiative, um sie zu wirklich weltweit starken Marken zu machen. Persönlich widme ich mich mehr und mehr meiner sozialen Verantwortung sowie der sozialen Verantwortung meines Konzerns OTB. Ich möchte, dass jeder sich darüber bewusst ist, dass man etwas verändern kann und dass man darauf stolz sein kann. Mit diesem Geist führe ich auch unsere Stiftung: Fast keine Verwaltungskosten, Unterstützung von innovativen, nachhaltigen Projekten, die im Leben der Menschen Sinn machen. Ich habe die Hoffnung auf eine bessere Welt, wie ich es auch im Buch beschreibe, und das werde ich beibehalten.

Diese Fashion-Marken sind Teil der Gruppe Only The Brave, deren Inhaber Rosso ist.
In seinem dritten Buch gibt Renzo Rossso ein Rückblick auf die letzten zehn Jahre Leben und Werk.
In seinem dritten Buch gibt Renzo Rossso einen Rückblick auf die letzten zehn Jahre Leben und Werk.

„Renaissance“ bedeutet für mich, nie damit aufzuhören sich zu entwickeln, während „radical“ mehr für „be stupid“ steht: Halte nicht alles für selbstverständlich, akzeptiere die Dinge nicht so wie sie sind.

In Ihrem neuen Buch „RR Radical Renaissance 55+5“ erzählen Sie unter anderem von der Geschichte und der Philosophie Ihrer Mode-Firmen. Was bedeutet der Titel, speziell der Begriff „radical renaissance“, für Sie persönlich? Was soll er der Öffentlichkeit sagen? Was ist in den letzten zehn Jahren passiert?

„Radical Renaissance“ ist die persönliche Interpretation, die der Autor des Buches, Dan Thawley, von mir und meiner bzw. unserer Arbeit mit OTB gewann. Erst begann es als Witz, wegen meiner Initialen „RR“, aber dann meinte er, dass er mich so sieht, als einen modernen Renaissance-Förderer  – nur mit einem radikalen Geist. Für mich war es eine Art Rückblick auf die letzten zehn Jahre meines Lebens und meine Arbeit. Ich habe ein Buch geschrieben, als ich 40 wurde („Forty 40 by Renzo Rosso“ Anm. d. R.) und noch eines, als ich 50 wurde („Mach doch mal was Verrücktes!“: Be stupid – die Erfolgsgeschichte des Diesel-Gründers“ Anm. d. R.). Letztes Jahr wurde ich 60 und ich realisierte, wie viel in der Zwischenzeit passiert ist und entschied mich, ein neues Buch zu veröffentlichen. In den letzten zehn Jahren haben wir einige wunderbare Sachen gemacht, beispielsweise die Anstellung John Gallianos als Creative-Director bei Maison Margiela, den Reboot von Diesel mit der Hilfe Nicola Formichettis, die Übernahme einer neuen Marke innerhalb des Konzerns, Marni, die Restauration der Rialtobrücke in Venedig oder die Investition in Bio-Lebensmittel; meine neue Leidenschaft. Wenn ich auf all das zurückschaue, bekomme ich eine Gänsehaut und gerade realisiere ich, was für ein unglaubliches Bündel an kultureller Erfahrung ich gesammelt habe. „Renaissance“ bedeutet für mich, nie damit aufzuhören sich zu entwickeln, während „radical“ mehr für „be stupid“ steht: Halte nicht alles für selbstverständlich, akzeptiere die Dinge nicht so wie sie sind. Dank radikaler Denker wurde die Welt immer interessanter und das wird auch in der Zukunft so sein. Das ist die Botschaft, die ich gerne hinterlassen würde.

Der Philanthrop Rosso ist bekannt für sein vehementes soziales Engagement.
Der Philanthrop Rosso ist bekannt für sein soziales Engagement. Hier befindet er sich im „Only The Brave Millennium Village“ in Mali 2009, wo OTB gemeinsam mit der Non-Profit-Organisation „Millennium Promise“ Hilfe zur Selbsthilfe betreibt.

 

Welche Bücher lesen Sie als Privatperson? Haben Sie ein Lieblingsbuch oder einen Lieblingsautor?

Ich muss gestehen, dass ich kein großer Leser bin. Ich beziehe meine Informationen aus Magazinen, Berichten, Meetings, da erhalte ich meistens Informationen in zusammengefasster Form.

Wenn Ihr Buch und seine Message eine Band wäre, welche würde es sein und warum?

Es würde eine Rockband sein und sie würde Only The Brave heißen.

In der Welt der Mode-Wirtschaft ist Rosso ein Vordenker, der eine offen Unternehmenskultur fördert und Mitarbeiter zum Querdenken animiert.
In der Welt der Mode-Wirtschaft ist Rosso ein Vordenker, der eine offene Unternehmenskultur fördert und Mitarbeiter zum Querdenken animiert. Auf diesem Bild aus seinem neuen Buch ist er mit seinen beiden erwachsenen Söhnen Andrea und Stefano Rosso zu sehen.

 

Sie besitzen auch eine Fußballmannschaft. Was ist Ihr Tipp für die Fußball-Europameisterschaft 2016?

Die Power des Teams ist das, was zählt. Besondere Talente können das Sahnehäubchen auf dem Kuchen sein, aber eine vereinte Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen und zusammen kämpfen, ist stärker als alles andere. In diesem Sinne… Vorwärts, Azzurri!!!

Renzo Rosso/ Assouline Publishing
Renzo Rosso/ Assouline Publishing
OTB
Martin Schoeller OTB