Le Very

V

Zukunftsmusik/Rough Trade + 14.8.2015

Le Very wollen sich mit ihrem geradlinigen Elektro-Schnack schon einmal für die musikalische Untermalung zur „Drive“-Fortsetzung vorschlagen.

Neukölln ist uberhip. Wer etwas auf sich hält, wohnt dort oder hat zumindest den Namen des Berliner Bezirks auf seinem Jutebeutel stehen beziehungsweise auf dem Oberarm tätowiert. Und von genau diesem Trend-Part der Hauptstadt aus arrangierten auch Le Very ihre ersten Schritte in der Öffentlichkeit. Doch schon mit ihren ersten zwölf Songs, die es auf das Debüt geschafft haben, wirken die fünf wie ausgebuffte Profis.

Verhuschte Ansagen oder gar Hysterie-Attacken gibt es auf V nicht. Klarheit ist hier in jeder Note und jedem Satz spürbar. Ob sie sich diese unfassbare Souveränität von Zoot Woman geklaut haben, denen sie bereits als Support-Act eine Weile über die Schulter gucken konnten? Nur selten erlauben sie es ihren unterkühlten Elektro-Pop-Nummern aus dem Dreieinhalb-Minuten-Schema auszubrechen. Die mal verschleppten, mal hell schimmernden Synthesizer-Soundflächen erinnern teilweise an die kühle Filmmusik zum Indie-Hit „Drive“ mit Ryan Gosling als waghalsigen Stuntman, der nebenbei den Fluchtfahrer bei Raubüberfällen gibt.

Le Very sind da etwas anders, sie sind Neukölln-Menschen wie sie im Buche stehen. „The Myth Of The Blade“, „Casa Nostra“ oder auch die Single „Palazzo Del Amore“ entsprechen ganz dem Eindruck des lässig gelangweilten Mittdreißigers, der schon zwei Jahre Latzhose trug, bevor es auch die großen Modeketten zum Trend erhoben. Sie wissen auf jeder Party die Beliebtesten zu sein – ohne das sie zum Beginn der Konfetti-Sause überhaupt jemand kannte. Le Very sind sogar so cool, dass sie ihrer Band und ihrem Album Namen verpasst haben, die beinah ungooglebar sind. Feines Understatement. Doch an mancher Stelle wünschte man sich, das Quintett würde nur für ein paar Augenblicke seine Kaugummi kauende Schlendrian-Art ablegen und ein bisschen mehr auf die sprichwörtliche Kacke hauen. Ein bisschen mehr Biss, anstatt nur mit dem Schultern zu zucken und „Maybe“ ins Mikrofon zu brummeln.