Alle rennen dem Duo aus Nottingham die Tür ein. Aber das hat sich nicht beirren lassen und seinen aufrührerischen Punk-Hop noch verfeinert.

Ja, verfeinert. Ein Begriff, den man auf diese Band bezogen nicht so gerne anwenden will. Man mag Sleaford Mods ja nicht zuletzt wegen ihrer Rauheit und Unvollkommenheit. Eines gab es an ihnen bisher aber schon auszusetzen, und das betraf die Arbeit von Andrew Fearn. Bei der Produktion seiner Beats war er stur, alles hörte sich aufreizend simpel und trocken an. Jetzt merkt man sofort, dass sich daran etwas geändert hat.

Fast jeder Track auf dem dritten Album der Mods wird von einem Basslauf angetrieben und einige Male auch vom Spiel echter Drums. Nun stimmt sie, die Balance zwischen Musik und Sprechgesang. Davon profitiert auch Jason Williamson. Er kann seinen Vortrag auch mal modulieren, wie man in „Silly Me“ hört. Sonst ist er ganz der Alte. Den Mund lässt sich der Chefpolterer einfach nicht verbieten. Nur zu gerne knöpft er sich die politische Klasse Britanniens vor. In der Tirade „Face To Faces“ bekommen Nick Clegg, der Chef der abgewählten liberalen Koalitionspartei, und Londons Bürgermeister ihr Fett weg. „Boris on the bike, knock the cunt over“, fordert Williamson wenig zugeneigt.

Es gibt unzählige weitere Zielscheiben. In „Bronx In A Six“ geht es um einen Mann, der sich nur für Macht, Familie und materiellen Unsinn interessiert und damit genau das tut, was Thatcher immer wollte. Auch der Musikszene attestiert Williamson schlechte Qualität. Er nimmt sich sogar eine hoch angesehene Sängerin vor: „Kate Bush did it, she’s great, music for people with a bit of extra money made.“ Dem Mann ist niemand heilig. Aber das ist gut so. Alle schauen ja jetzt auf dieses Duo. Man erwartet eine Menge. Das erhöht den Druck, der auf Williamson und Fearn lastet. Aber sie haben sich nicht beirren lassen und geliefert. Sie sind Helden.