Lambrini Girls
WHO LET THE DOGS OUT
City Slang/Rough Trade (VÖ: 10.1.)
Fusel statt Koks: UK Postpunk mit einmal alles, bitte.
Die Lambrini Girls, das sind Phoebe Lunny und Lilly Macieira aus Brighton, waren nach eigenen Aussagen drauf und dran, ihr Debütalbum all dem Fusel zu widmen, den sie bei Tesco gekauft haben – eine augenzwinkernde Anspielung auf Fleetwood Macs semilegendäre Idee, RUMOURS ihrem Kokain Dealer zu widmen.
AmazonEine seltsame Art, anzukündigen, dass man in große Fußstapfen treten will, und gleichzeitig die eigene Schangeligkeit zur Schau zu stellen. WHO LET THE DOGS OUT ist definitiv genauso chaotisch wie charmant und dabei hochambitioniert. Wie für ein Debütalbum typisch, werden inhaltlich viele Baustellen aufgemacht: Lunny singt mit dickem Akzent über den Versuch, in der Musikindustrie Fuß zu fassen – zwischen dem „Filthy Rich Nepo Baby“ und „Rod Steward‘s nephew‘s best friend‘s twice removed“, die einem den Platz streitig machen. Der Sound ist dabei klar definiert und zugleich roh, angesiedelt irgendwo zwischen Postpunk, grungigen Drums, Noise und ungesund aufgerissenen Gitarrenverstärkern.
Themen wie Körperideale, Lohnarbeit im Kapitalismus, Selbstfindung in einer patriarchalen Gesellschaft und zehn weitere dissertationswürdige Fragen werden in elf Bangersongs gepackt: „‘Cause all men know better than me / Yeah, Human Resources say I’m asking for it.“ Die Lambrini Girls überzeugen schon jetzt als exzellente Musikerinnen, doch der Anspruch, sich mit etablierten Legenden zu vergleichen und Aussagen über die Industrie zu treffen, wirkt bei einem Debüt dann doch etwas verfrüht. Dieser Hochmut ist aber vielleicht die richtige Attitüde, um für einen denkwürdigen Aufschlag zu sorgen.
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