ME Helden: Foo Fighters


Sie lieferten eine beispiellose Alternative-Rock-Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht auserzählt ist.

Göteborg, Ullevi-Stadion, 12. Juni 2015. „Dö, dö, dö, dö, dö, dödödödöö…“: Mit dem Gitarrenintro ihres größten Hits „Everlong“ eröffnen die Foo Fighters auch das 27. Konzert ihrer „Sonic Highways“-Welttour. Am Wochenende davor traten sie als Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park auf. Wenn nichts schiefgeht, würde dieser Abend ein weiterer routinierter Siegeszug in der langen Liste der Siegeszüge der beständigsten Alternative-Rock-Band der Welt werden. Doch einer von ihnen geht schief: Dave Grohl, zu diesem Zeitpunkt schon seit über 20 Jahren gut gelaunter und kaugummikauender Sänger, Schreihals, Gitarrist, Gesicht, Sprachrohr und Frontrampensau der Foo Fighters, stolpert während des zweiten Songs „Monkey Wrench“ und stürzt von der Bühne. Seine Mitmusiker jammen ratlos weiter. Minuten später spricht Grohl, liegend auf einer Trage, aus der Tiefe des Bühnengrabens zu den über 50.000 Fans: „I think I just broke my leg!“ Er instruiert seinen singenden Drummer Taylor Hawkins, das Publikum bei Laune zu halten und wird vom Gelände gekarrt. Die Show scheint, pardon, gelaufen. Von wegen: Drei Lückenfüller später, darunter ein Cover der Faces und „Under Pressure“ von Queen und David Bowie, tragen Sanitäter den bis dahin nur dürftig verarzteten Grohl wieder auf die Bühne. Ein eigentlich schon ausgemachter Abbruch kommt für ihn offenbar nicht infrage. Das Konzert geht in die Geschichte ein: Grohl spielt im Sitzen weiter, lässt sich im Verlauf der weiteren 20 Songs auf der Setlist eingipsen, ein Arzt weicht nicht von der Seite seines rechten Beins. „The Show Must Go On“, ein Motto, das nicht von ungefähr die Karriere der Foo Fighters – besonders Grohl und Hawkins, der live auch regelmäßig „Another One Bites The Dust“ trommelte und sang, waren stets riesige Queen-Fans (und mit ihnen befreundet) – bestimmt, hier und heute wird es ein buchstäbliches. Die folgenden Europatermine wurden abgesagt, die Tour im Juli in Nordamerika fortgesetzt – mit Grohl auf einem für ihn angefertigten gigantischen Thron inklusive Gitarren-, Bein- und bestimmt auch versteckten Bierdosenhalterungen sowie Bandlogo, den er Jahre später unter anderem Greyhawks Bassist Darin Wall, Old Dominions Matthew Ramsey und Axl Rose für Guns N’ Roses lieh. 

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Die Rockstarwerdung von David Eric Grohl und damit die Grundsteinlegung der Foo Fighters begann nicht erst mit dem jähen Ende von Nirvana 1994, und schon gar nicht in Seattle. Sie schlug sich bereits in den späten 70ern in Springfield im US-Bundesstaat Virginia Bahn. Dort lebte der 1969 geborene Dave mit seiner Schwester Lisa und ihrer Mutter Virginia, einer Lehrerin, unter einem Dach, nachdem sie und sein Vater, der Journalist James Harper Grohl, sich scheiden ließen. Sie lebten in einfachen Verhältnissen. Er brachte sich selbst das Schlagzeugspiel bei, indem er auf Kissen eindrosch und durch heimliches Klappern der Zähne sogar im Kopf übte. Eines Tages nahm seine Cousine ihn, der von Bands wie Misfits, Dead Kennedys und Black Flag nie gehört hatte, während eines Familienbesuchs mit auf ein Punkkonzert von Naked Raygun in Chicago. In dem Moment, schreibt Grohl in seiner 2021 erschienenen Biografie „The Storyteller: Tales Of Life And Music“, sei es um ihn geschehen: „Das war der erste Tag vom Rest meines Lebens. Es war ein Gefühl der Freiheit, auf das ich mein ganzes Leben gewartet hatte, und jetzt, da ich durch Spucke, Schweiß und Glasscherben getauft worden war, gab es kein Zurück mehr.“ Er brachte sich auch das Gitarrenspiel selbst bei und gründete seine ersten Bands Dain Bramage, Freak Baby und Mission Impossible. Im benachbarten Washington D.C., der damaligen Szene-Hauptstadt von Hardcore und Punk mit Bands wie Bad Brains und Minor Threat, besuchte er mit seiner Mom an Sonntagnachmittagen regelmäßig Jazz-Clubs. Dort lernte er seinen bis heute einzigen Schlagzeuglehrer kennen. Es blieb bei einer einzigen Stunde, deren 30 Dollar der 15-jährige Teenager von seinem Taschengeld bezahlte. Schon damals war klar: Der Kerl hat derbe Bock, Talent und beißt sich durch. Und er spielt viel zu laut. Oder wie Grohl selbst erkannte:„Ich war das Tier aus der Muppet Show, nur ohne Technik.“

Von da an ging alles sehr schnell: Im lokalen Plattenladen entdeckte er mit 17 Jahren eine Annonce, dass seine Helden Scream einen Drummer suchen. Er spielte vor, konnte alle ihre Songs, bekam den Job und brach nach Rücksprache mit seiner Mutter („Dann musst du aber gut sein!“) die Highschool ab. Fortan tourte er, kiffend und biertrinkend, mit einem Van und ohne Kohle durch die Lande, sprang während eines Tourstopps für Iggy Pops Drummer ein. 1990, als sich bei Scream die Probleme häuften, meinte es Schicksal oder Zufall erneut gut mit ihm: Ein alter Freund aus der Kleinstadt Aberdeen rief ihn an. „Kennst du eigentlich Nirvana?“, fragte er. Sie suchten gerade einen Schlagzeuger, hätten ihn während eines Scream-Konzerts gesehen und seien von seinem „Neandertaler-Discostampf“ recht angetan. Grohl liebte deren Debüt BLEACH, telefonierte mit Krist Novoselic und Kurt Cobain, packte seine Sachen, fuhr in die ihm bis dahin fremde Stadt Seattle. Das muss der zweite erste Tag vom Rest seines Lebens gewesen sein – bis zu dessen Ende würde er nun nämlich immer auch „der Typ von Nirvana“ gewesen sein. Er bezog mit Cobain eine WG in Olympia, der Rest ist Musikgeschichte. Nirvana veränderten die bis dahin geltenden Gesetze der Rockmusik wie kaum eine Band vor oder nach ihnen. Cobain wollte den Ruhm, bis er ihn kriegte und daran kaputt ging. Auch ohne Cobains Drogensucht, Depressionen und den Suizid aber wäre Nirvanas Karriere endlich gewesen. Erstens standen bei deren Konzerten eines Tages Leute im Publikum, die mit ihrem Pick-up vorfuhren und vor Nirvana noch nie Punk oder von irgendwelchen Szenen gehört hatten – und damit ironischerweise die Art von Musikhörer:innen, mit denen die Foo Fighters Jahre später teilweise ihre Stadien füllen würden. Zweitens zog Grohl die dunklere Seite der Musik bei aller Faszination zunehmend runter: „Ich merkte irgendwann, dass ich das einfach nicht bin. Musik war für mich immer Ausdruck von Licht und Leben oder sogar von Freude. Ich wollte lieber feiern, dass wir aus dem Tunnel herausgefunden haben.“ Er selbst würde, das wissen wir heute, diesen Ruhm umarmen – aber nie selbstverständlich nehmen. 

Nach Cobains Tod suchte er eine Flucht aus Seattle und einen klaren Kopf. Er reiste mit dem Auto durch Irland, entdeckte am Straßenrand einen Tramper, den er mitnehmen wollte – und sah plötzlich, dass der ein Kurt-Cobain-Shirt trug. Grohl erkannte, dass er der Vergangenheit nicht entkommen würde – und machte sich wieder an die Arbeit. Er buchte ein Studio nördlich von Seattle, nahm in fünf Tagen 15 Songs, die er schon zu Nirvana-Zeiten geschrieben hatte, im Alleingang auf. Jede Spur ein One-Take. Einhundert Kassetten davon verteilte er an Freunde und Verwandte und schrieb als Namen, weil ihm die Bezeichnung Soloprojekt zuwider war, Foo Fighters darauf. So hießen unidentifizierte Flugobjekte während des Zweiten Weltkriegs. Grohl war schon immer fasziniert von Aliens, UFOs und Übernatürlichem, sein Plattenlabel nannte er nach dem Ort, an dem 1947 angeblich ein extraterrestrisches Flugschiff einen Militärballon zum Absturz brachte, Roswell Records. Zeitgleich bat ihn Tom Petty, mit ihm und seinen Heartbreakers bei „Saturday Night Live“ aufzutreten – und danach, als festes Mitglied bei ihnen einzusteigen. Grohl wäre für den Rest seiner Tage ein gemachter Mann gewesen, entschied sich aber dagegen und für seine neue, eigene Musik: „Ich war 25 Jahre alt, immer noch hungrig und keineswegs bereit, es mir in einer sicheren Sache bequem zu machen.“ 

FOO FIGHTERS, so der Titel des Debüts, erschien offiziell am 4. Juli 1995. Ein Achtungserfolg, der auch durch das Mentos-Werbungen parodierende Video zu „Big Me“ in einer Nominierung bei den Grammys 1996 kulminierte, wo es gegen Nirvanas MTV UNPLUGGED IN NEW YORK verlor. Schon vor dem Release rekrutierte Grohl, der einstige Drummer, der nun auch sang, Gitarre spielte und Songs schrieb, für Konzerte alte Bekannte: Bassist Nate Mendel und Drummer William Goldsmith galten in der Szene durch ihre Band Sunny Day Real Estate als Emo-Pioniere. Gitarrist Pat Smear, in den Achtzigern Teil der Punkband The Germs, wurde spätestens durch seine Teilnahme an Nirvanas MTV UNPLUGGED auch darüber hinaus berühmt. Diese Konstellation war nicht von Dauer. Scheinbar untypisch für den stets so freundlichen und dankbaren Grohl: Mit Goldsmiths Schlagzeugspiel und Goldsmith selbst kam er nicht klar. Die Aufnahmen für den Nachfolger THE COLOUR AND THE SHAPE trommelte er kurzerhand selbst komplett neu ein, lediglich bei zwei Songs stand der Geschasste noch in den Credits. Produzent Gil Norton (Pixies, Counting Crows) war ebenfalls sehr auf Perfektion bedacht.

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Für die bevorstehende Tournee war bereits Ersatz gefunden: Taylor Hawkins, vorher Livedrummer für Alanis Morissette, wurde für die folgenden 25 Jahre sein „brother from another mother“, so nannte Grohl sein neues, dauergrinsendes Muppets-Tier. Der introvertiertere Mendel soll lange Zeit nicht warm geworden sein mit diesem Surfer aus Laguna Beach. Bis sie es doch wurden. Pat Smear stieg 1997 aus, 2005 als Live- und 2011 als vollwertiges Mitglied wieder ein. Zuerst wurde er durch Franz Stahl von Grohls alten Freunden Scream ersetzt, 1999 stieß stattdessen Chris Shiflett (Me First And The Gimme Gimmes) als Gitarrist dazu. Seitdem stehen die Foo Fighters im Kern geschlossen da. 2005 heuerten sie noch Rami Jaffee (The Wallflowers) als Live-Keyboarder an, 2017 wurde auch er festes Mitglied. 

Ihre fetten Jahre sind seit ihrem zweiten Album ungebrochen: Mit „Everlong“ und Michel Gondrys begleitendem Albtraum-Video, für das sich die Foo Fighters nicht zum ersten oder letzten Mal kostümierten, schufen sie einen der prägnantesten Rocksongs der 90er. Auch „My Hero“ wurde ein Instant-Klassiker, der auf fast keiner Setlist ihrer bisher über 1 500 gespielten Konzerte fehlte. Seitdem und nun mehr drei Jahrzehnten genießen sie ein, womöglich lebenslanges, Abonnement auf die Festival-Headliner-Slots dieser Welt. Rock ist nicht tot, solange ein Rockstar wie Dave Grohl ihn am Leben hält. Mit dem Video zur Leadsingle „Learn To Fly“ vom dritten Album THERE IS NOTHING LEFT TO LOSE bewiesen sie endgültig, dass mit ihnen, anders als mit anderen Grunge- oder Post-Grunge-Bands des Jahrzehnts, zu spaßen sowie weiterhin zu rechnen ist. Durchhänger im neuen Jahrtausend taten dem keinen Abbruch: Mit ONE BY ONE war Grohl selbst nicht zufrieden, mit den Nachfolgern drohten sie zumindest musikalisch in der Irrelevanz, die Kritiker ihnen schon vorher attestierten, zu versinken. Das egale Rock-Akustik-Doppelalbum IN YOUR HONOR nahmen sie in ihrem eigens dafür gebauten Studio 606 in Los Angeles auf. Auch der wieder von Gil Norton produzierte Nachfolger ECHOES, SILENCE, PATIENCE & GRACE hinterließ keine Spuren. Das Schema schien irgendwann bekannt: Eine Powerrock-Leadsingle („All My Life“, „Best Of You“, „Pretender“ oder „Wheels“ vom „Greatest Hits“-Album 2009) wird’s schon richten. One killer, rest filler. Eine durchgängig gute Platte hatten sie zehn Jahre nicht mehr aufgenommen. 

Sein Songwriting und die dahinterstehende mutmaßliche Hitformel verglich Grohl einmal mit dem Lösen eines Rubik-Würfels. Melodie und Text müssten lediglich derart zusammenpassen, dass du mit ihnen eine vierminütige Erinnerung erschaffst, die niemand mehr vergisst. Songs müssten simpel sein, um mit ihnen eine emotionale Verbindung aufzubauen. Das könne auch der Sound einer Moll-Tonleiter sein, oder eine Dur-Tonart, die in einem Chorus gipfelt. „Die Noten werden dein Herz verdrehen“, und dieses Herz, das bei ihm oft auf der Hand oder der Zunge liegt, ist es in Verbindung mit ihrem Gespür für flanellhemdsärmelige Hymnen wohl auch, was die Foo ­Fighters bei aller grundsätzlichen Berechenbarkeit noch immer so viel besser als andere Rock- und zur größtmöglichen der sogenannten Alternative-Rock-Bands, um nicht -Unternehmen zu sagen, macht. Während Gruppen wie Coldplay durch jene Berechenbarkeit als uncool empfunden werden und obwohl den Foo Fighters nicht ausnahmslos nett gemeinte Zuschreibungen wie Dadrock und Arena Rock zugehen, lassen sie sich nicht beirren: ROCK schreiben sie ganz selbstverständlich und geschichtsbewusst in Großbuchstaben. Sie sind unverkopft. Aus dem Bauch heraus. Und dabei nie prollig. Sie liefern immer wieder den Beweis, dass Weitermachen eine Tugend ist. Und sie machten immer weiter. The show must go on. Kehrten mit WASTING LIGHT und einem Gastauftritt von Lemmy Kilmister („White Limo“) zu Punk und Ohrwürmern („Walk“, „Rope“) zurück. Zollten mit SONIC HIGHWAYS und der begleitenden Doku amerikanischen Produzenten, Studios und Stilen und der Musikgeschichte verschiedener Städte Tribut. Verwalteten mit CONCRETE AND GOLD erfolgreich ihr eigenes Erbe zu einer Zeit, in der Rockmusik seit Ewigkeiten totgesagt war. Und trauten sich auf dem mediokren MEDICINE AT MIDNIGHT doch noch mal Pop- und Dance-Experimente. 

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Die größte Zäsur war der Tod von Taylor Hawkins. Grohls brother from another mother, der zumindest in der Außenbetrachtung für das blühende Leben stand. Er starb am 25. März 2022 in einem Hotel in Bogotá vor einem Konzert im Alter von 50 Jahren. In der Vergangenheit kämpfte er mit Drogenproblemen. Bei der Autopsie wurden zwar so verschiedene Substanzen wie Opioide, THC und Anti-Depressiva nachgewiesen, aber auch ein massiv vergrößertes Herz, das kollabiert sein könnte. 28 Jahre nach Kurt Cobain starb wieder Grohls engster Vertrauter in seiner Band – und nur Monate nach ihm Daves Mutter Virginia. Andere packen das nicht, lösen ihre Bands auf. Doch selbst aus diesen Schicksalsschlägen gingen Grohl und seine anderen Freunde gestärkt hervor, organisierten gigantische Tribute-Shows für ihn mit einer Weltstar-Gästeliste, bei denen Hawkins’ Sohn Shane, den nicht wenige gerne als den Nachfolger seines Papas gesehen hätten, „My Hero“ trommelte, heuerten schließlich Josh Freese als neuen Live-Drummer an und brachten mit BUT HERE WE ARE nicht nur eine Liebeserklärung an die Musik, das Leben und Hawkins heraus, sondern ihr bestes Album seit WASTING LIGHT 2011. Vermutlich werden die Foo Fighters erst mit Dave Grohl zu Grab getragen.

Es gibt übrigens auch eine Kehrseite zur ewigen Darstellung der Foo Fighters als fucking nicest guys in rock music. Über die einem keine Skandale einfallen. Die ein Konzert für ihre italienischen Fans in Cesena geben, nachdem dort 1000 Musiker:innen „Learn To Fly“ spielten und darum baten. Deren Sänger ein virales Drumbattle mit der virtuosen Teenagerin Nandi Bushell eingeht. Der in einem Interview mit Pharrell Williams unumwunden zugibt, dass er sein NEVERMIND-Drumspiel bei Discobands aus den 70ern geklaut habe, bei The Gap Band, Cameo und Chics Tony Thompson. Der im Rekordtempo während einer Tournee von Australien nach L.A. und zurück fliegt, um den Abschlussball einer seiner Töchter zu erleben. Der durch seinen Kaffee- anstatt Drogenkonsum viral geht. Der mit Paul McCartney abhängt. Der mit Rick Astley seine Fans rickrolled und „Never Gonna Give You Up“ im Stil von „Smells Like Teen Spirit“ zum Besten gibt. Dessen Mutter ein Buch darüber schrieb, wie es ist, einen Rockstar großzuziehen, und die dafür auch die Mütter von zum Beispiel Michael Stipe, Amy Winehouse, Mike D und Dr. Dre interviewt hat. Der drei Jahre nach seinem Sturz in Göteborg bei einem erneuten Konzert vor Ort einen erneuten Sturz prankte und dem Arzt, der ihn damals behandelte, „My Hero“ widmete. Diese Kehrseite lautet: Mindestens einige Mitglieder der Foo Fighters sollen AIDS-Leugner gewesen sein. Die Band habe im Jahr 2000 ein Benefiz-Konzert für die Organisation „Alive And Well“ gespielt sowie über Jahre hinweg auf ihrer Website Bannerwerbung betrieben. Gründerin Christine Maggiore behauptete vehement, HIV sei harmlos, nicht ansteckend und führe nicht zu AIDS, selbst, nachdem ihre eigene Tochter, angesteckt durch ihre Mutter, an den Folgen starb. Ihr selbstpubliziertes Buch soll Nate Mendel in die Hände gefallen sein, der seine Bandmitgliedern diese Verschwörungstheorie nähergebracht haben soll. Auch Nina Hagen, so Deutschlandradio, soll daran geglaubt und ihre Unterstützung ausgedrückt haben. Öffentlich und explizit distanziert haben sich die Foo Fighters davon bis heute nicht. Darauf angesprochen, soll Mendel im selben Jahr lediglich ausweichend geantwortet haben, dass er kein Mediziner sei, aber finde, dass Menschen, die positiv auf HIV getestet wurden oder an AIDS erkrankt seien, nicht geholfen sei, wenn sie nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen hätten. 

Ihren Platz in der Rock and Roll Hall Of Fame wird ihnen diese Passage in keinem Fall mehr streitig machen. Dave Grohl war 2021 mit 52 Jahren nach Stephen Stills der zweitjüngste Musiker, der (nach Nirvana) bereits zum zweiten Mal ebenda aufgenommen wurde, nun mit den Foo Fighters. Er vereint sogar als Internet-­ Meme Generationen. Auf einem steht über einem alten und einem jüngeren Foto von ihm geschrieben: „If the singer from Foo Fighters shaved, he’d look just like the drummer of Nirvana.“ Und ihre Karriere scheint noch lange nicht vorbei, wie ihr zunehmend sein Gehör, nicht aber seinen Humor verlierender Erfinder 1995 auf seinem Ein-Mann-Debüt schon voraussagte: „I’ll stick around“.