Warhaus
KARAOKE MOON
Play It Again Sam/Rough Trade (VÖ: 22.11.)
Hat da etwa jemand Erektionsstörungen? Soul-Noir, der ironisch auf Männlichkeit blickt.
Was ist es mit Musikern aus Flandern, dass sie so gerne die verführerischen Macho-Dandys geben? Auch Maarten Devoldere, sonst Frontmann der Genter Band Balthazar, meint man, das tief aufgeknöpfte Hemd überm Brusthaar anzuhören, wenn er croonend, raunend, deklamierend im Schlafzimmer für Betriebstemperatur sorgt und dabei klingt wie beim Leonard-Cohen- oder Nick-Cave-Soundalike-Contest. Auch „Jim Morrison“ steht nicht nur als Songtitel im Raum.
AmazonTatsächlich laden schwüle Zeilen wie „We‘re a strip club, honey, where the names are real“ oder „It takes a man to love you, baby“ zum Fremdschämen ein – machte es nicht den Eindruck, Devoldere betreibe bei seinem Solo-Projekt Warhaus ein Rollenspiel à la Father John Misty und werfe einen durchaus selbstironischen Blick aufs Thema Männlichkeit. „What goes up, must come down / And down it stays“, säuselt er zum dunklen Groove. Hat da etwa jemand Erektionsstörungen?
Musikalisch flutscht es. KARAOKE MOON klingt schwelgerisch, aber nicht zugekleistert. Gediegen, aber nicht glatt. Es gibt soulige Falsett-Chöre zum geschmeidigen Bass, Freejazz-Eruptionen, orchestrale Opulenz und perkussive Rhythmen. Und dazu: Melodien zum Reinlegen. Popmusik ein bisschen anders – auch das beherrschen die Flamen vorzüglich.
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