Broadcast
DISTANT CALL
Warp/Rough Trade (VÖ: 28.9.)
Die zweite Demo-Sammlung der britischen Folk/Electro-Band bringt die Geister zu Gehör, die diese Lieder einmal anstimmten.
Ist das jetzt der Nachschlag zur Compilation SPELL BLANKET, die im Mai dieses Jahres erschien und Einblicke in die kreativen Prozesse innerhalb der Band nach der Veröffentlichung von TENDER BUTTONS 2006 gab? Oder so etwas wie ein verspäteter Vorbote? Die hier versammelten Demos lassen die Songs auf den Alben HAHA SOUND und der B-Seiten- und Raritätensammlung THE FUTURE CRAYON in frühen Versionen erklingen, und das ist bei Broadcast nicht weniger als ein Ereignis. Erzählen doch die von Trish Keenan mehrheitlich zur akustischen Gitarre in leicht verrauschtem Kassettenrekorder-Sound vorgetragenen Lieder von den Geistern, die diese Lieder einmal anstimmten, bevor sie im Studio Raum und Größe und Bandbearbeitung erhielten.
Amazon„Colour Me In“ und „Pendulum“ kommen uns ganz nah: Trish Keenan in Intimsessions, Gesang, Gitarre und ein leichtes Holpern (war das die Bandmaschine?). DISTANT CALL enthält auch zwei Songs, die Bassist und Bandblog-Betreiber James Cargill nach Trish Keenans Tod entdeckt hat: „Come Back To Me“ und „Please Call To Book“. Letzterer stammt aus dem Broadcast-Projekt „Let’s Write A Song“ 2006, damals waren Fans aufgefordert worden, Texte auf einer Postkarte einzureichen, die dann zu einem fertigen Song verarbeitet werden sollten.
Und „Please Call To Book“ ist ein Jahrzehnte zu spät formuliertes Bewerbungsschreiben für die Fairport Convention der späten Sechziger oder frühen Siebziger. In diesen knapp fünf Minuten dürfen wir die Popgeschichte um eine schöne Wendung ins Phantasmagorische weiterschreiben – geradeaus in die sonnigen Auen eines melodischen Folkpop, der in Klang gesetzt wird von der außerweltlichen Trish Keenan.
Welche Alben im September 2024 noch erschienen sind, erfahrt ihr über unsere monatliche Veröffentlichungsliste.