Taylor Swift: Unsere Kaufanleitung zu ihren Alben


Seit über einem Jahr reist Taylor Swift im Rahmen ihrer „The Eras“-Tour durch die Länder dieser Welt, um Songs aus allen ihren Alben zu performen. Bei zwölf Platten kann man allerdings schnell den Überblick verlieren, wir möchten das ändern.

Bereits mit 17 Jahren veröffentlichte Taylor Swift ihr Debütalbum und dominiert nunmehr ebenso lang die US-amerikanischen Charts. Die 14-fache Grammy-Gewinnerin aus Pennsylvania kann auf bisher elf Studioalben zurückblicken, die ihre Entwicklung von der jugendlichen Country-Sängerin zur schlagfertigen Pop-Queen festhalten. Vier von ihnen erhielten später auch eine TAYLOR’S VERSION, die sie aufgrund eines Urheberrechtsstreits mit ihrem ehemaligen Manager produzierte.

Taylor Swift: Liverpool wird zu Ehren der „Eras“-Tour in „Taylor Town“ unbenannt

In das Was, Wann und Wie ihrer Alben wollen wir ein wenig Ordnung bringen! Hier kommt unsere Swift-Alben-Kaufanleitung.

COUNTRY-GIRL

TAYLOR SWIFT
(2006)

Nachdem Taylor Swift 2005 ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben hatte, erschien im Jahr darauf ihr Debütalbum. Ein Werk, das nun eher untypisch für die Sängerin ist, denn sie erzählt darin weniger über sich selbst als mehr über das Leben anderer Menschen. Der damals 17-Jährigen fiel es schwer, Freunde zu finden, sie wurde zur Außenseiterin. Wie sie in einem Interview zur Platte verrät, nahm sie schnell die Position der Beobachterin ein. Für „Mary’s Song (Oh My My My)“ ließ sie sich von der langjährigen Ehe ihrer Nachbarn inspirieren und sang in „Tied Together With A Smile“ über eine Freundin, die unter Bulimie litt. Unterstrichen wird die Country-Platte von Gitarren- und Banjo-Einsätzen und gibt einen Vorgeschmack auf das, was man bei ihr noch erwarten könnte.

Dreieinhalb Sterne

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FEARLESS
(2008)

Wie der Titel erahnen lässt, wird Swift hier mutiger. Sie fängt an über Details und Erfahrungen ihres eigenen Lebens zu singen und kreiert eine Platte, die das Teenagerleben nostalgisch einfängt. Die Themen Jungs, Liebe und Beziehungen scheinen einen wunden Punkt getroffen zu haben, denn das Album verschaffte der damals 19-Jährigen nicht nur einen Namen auf internationaler Ebene, sondern auch vier Grammys. Das Crossover-Album geht die ersten Schritte von Country zu Pop. „Love Story“ ist eine Single, die, von Shakespeares „Romeo und Julia“ inspiriert, durch verstärkte Gitarren- und Schlagzeug-Parts die ersten Pop-Nuancen aufweist. Das berühmte Musikvideo zu „You Belong With Me“, in dem Swift mit dem Nachbarsjungen über Notizen kommuniziert, verschafft ihr den endgültigen Zugang zum Mainstream.

Vier Sterne

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SPEAK NOW
(2010)

Während sich vorige Alben auf die Gegenwart oder Zukunft beziehen, schwelgt Swift in dieser Platte auch in Erinnerungen. Sie zeigt lyrisch eine pessimistische und einsame Seite von sich. Der Titelsong wurde von einer Freundin inspiriert. Nachdem diese sich von ihrer Highschool-Liebe trennte, hoffte sie auf ein Zurück – bis der ehemalige Partner eine neue Frau heiratete. Taylor war der Überzeugung: Die Zeremonie müsse man platzen lassen und seine Einwände aussprechen – speak now! Die Freundin tat dies zwar nie, aber Swift begann über eigene Ex-Freunde nachzudenken. In „Back To December“ entschuldigt sie sich bei einem Ex. Melodisch weist das Werk mittlerweile nur noch Country-Nuancen auf und ist eher als reines Popalbum zu verstehen.

Dreieinhalb Sterne

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DIE POPPIGE TAYTAY

RED
(2012)

Apropos reines Popalbum: In RED macht Taylor nicht nur mit einigen Ex-Partnern ultimativ Schluss, sondern auch mit der Country-Musik. Der Titelsong erklärt dabei den Albumnamen. Denn in diesem lässt sie eine turbulente Beziehung Revue passieren und nutzt Farben, um ihr Gefühlschaos zu beschreiben. Rot steht für die Liebe, Blau für den Verlust des Partners und Dunkelgrau für die Zeiten, in denen sie ihn vermisste. Zwar zeichnet sich der Song durch Banjo-Einsätze aus, doch wird er eher von einem Pop/Rock-Sound durchwachsen. Dieser Mix zieht sich wie ein roter, red, Faden durch die LP. Im Hit „I Knew You Were Trouble“ gibt Swift sich die Schuld, mit dem „falschen Mann“ zusammengekommen zu sein.

Vier Sterne

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1989
(2014)

Neben ihrem Geburtsjahr fängt der Albumtitel auch eine neue Facette inklusive musikalischer Richtung ein: 80s-Synthie-Pop. Mit „Blank Space“ adressiert Swift sowohl die Kritik der Presse, sie würde zu viele Männer daten, als auch die ihrer Ex-Freunde, sie wäre verrückt. Zwar erklärt sie in „Shake It Off“ die Negativität anderer „abzuschütteln“, doch es scheint sie in „Bad Blood“ zu belasten. Der Track zeigt eine wütende Taylor. Keine Trennungswut, sondern eine, die aus Rivalität und Sabotagen resultiert. Auf 1989 verabschiedet sich Swift vom jugendlichen Leichtsinn.

Viereinhalb Sterne

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MELANCHOLISCHE NÄCHTE

FOLKLORE
(2020)

Während Taylor Melancholie bislang durch Balladen auffing, veröffentlicht sie nun ein Album, das sich für regnerische Tage im dunklen Zimmer geradezu anbietet. Dabei beschränkt sie sich jedoch nicht auf Balladen, sondern liefert eine weitere Facette des Pop: alternativer Pop-Folk. Gleichzeitig tanzt sie mit Songs wie „Cardigan“ auf der Grenze zum Indie und liefert in „Epiphany“ einen orchestralen Sound.

Es ist offiziell: Taylor Swift ist die gefragteste Künstlerin der Welt

Während der Corona-Pandemie nahm sich Taylor eine Auszeit von dem auf ihr lastenden Druck und Stress, der in ihrem Dokumentarfilm „Miss Americana“ (2020) thematisiert wurde. Das hört man dem Werk, das ebenfalls in dieser Zeit entstand, auch an, denn sie wagt sich mit Folk an eine neue Version von sich selbst. Doch wenn man sich gerade beim Einkuscheln in die Decke an den Flow der Platte gewöhnt hat, kehrt Taylor langsam wieder zu alten Gewohnheiten zurück. Die Mundharmonika-Klänge in „Betty“ verweisen auf ihre Country-Wurzeln und erinnern zugleich an ihren Song „Cornelia Street“ aus ihrem vorigen Album LOVER. Die LP schließt mit „Hoax“, einem Lied über eine fehlerhafte Beziehung, das einen durch sanfte Klavierballaden langsam aus dem Werk herauswirft.

Viereinhalb Sterne

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EVERMORE
(2020)

2020 bringt die Sängerin ein zweites Werk heraus: EVERMORE. Das ist kein Zufall, denn stilistisch ist die LP eine Weiterführung von FOLKLORE. Sie selbst bezeichnet es als „Schwesteralbum“ und dies lässt sich auch heraushören: gemütlicher Pop mit Balladen-Flair. Nur dieses Mal fehlt ihr charakteristischer, unterschwelliger 80er-Jahre Synthie-Pop. Das mag daran liegen, dass Jack Antonoff, der die meisten vorigen Alben produzierte, nur an einem Song mitarbeitete. Textlich ergänzt die Platte den Vorgänger, scheint aber durchaus nachdenklicher und nostalgischer zu sein. So resümiert sie in „Marjorie“ all die kleinen verpassten Momente mit ihrer 2003 verstorbenen Großmutter. Auch Geschichten von Highschool-Liebschaften tauchen wieder auf, wenn auch diesmal erfunden, und lassen das Album zu einem verträumten Rückblick werden.

Vier Sterne

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SWIFT SCHLÄGT (ZURÜCK)

REPUTATION
(2017)

Bereits der erste Song der Trackliste „…Ready For It?“ ist eine Ansage: Sie bezeichnet sich selbst als Herzensbrecherin, beschreibt ihr Interesse an jemandem und klärt auf, dass sie ihn früher oder später erobert. Unterstrichen wird der Song von tiefen Bässen, Synthesizern und einer Taylor, die fast schon zu rappen scheint. Das Album zeigt eine harte und düstere Seite der Künstlerin und schon die weiteren Titel „End Game“, „I Did Something Bad“ und „Look What You Made Me Do“ heben dies hervor. Im Letzteren scheint sie sogar eine Ansage an ein:e Musikkolleg:in zu machen: „I don‘t like your little games / Don’t like your tilted stage / The role you made me play / Of the fool, no, I don’t like you“. Viele vermuteten einen Bezug zu Kanye West, mit dem sie damals öffentlich stritt und was scheinbar zu einer neuen Taylor-Version führte: „But the old Taylor can’t come to the phone right now / Why? Oh, ‚cause she’s dead“.

Fünf Sterne

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LOVER
(2019)

Nachdem Taylor zuerst dafür bemängelt wurde, bei der Präsidentschaftswahl 2016 keine Position einzunehmen, sondern sich weiterhin als neutrales „American Sweatheart“ gab, reagierte man auf ihre 180-Grad-Drehung zum Bösewicht-Charakter mit REPUTATION genauso kritisch. Dementsprechend kehrte sie mit LOVER zur Everybody’s-Darling-Attitüde zurück. Die schwarze Kleidung weicht der Pastellfarbenen und die Platte versteht sich als Liebesbrief an die Liebe, das Verliebtsein und den Herzschmerz. Dabei mischen sich Slow-Dance-Balladen mit Mainstream-Pop.

Taylor-Swift-Gottesdienste in Heidelberg: In der Kirche wurde getanzt statt gebetet

Trotz Liebeserklärungen an ihren Langzeitfreund Joe Alwyn in „London Boy“, scheint es dennoch einen Neustart zu geben. Denn sie äußert sich erstmalig politisch in ihren Tracks. Mit „You Need To Calm Down“ verfasste Taylor eine Hymne für die LGBTQIA+-Community und beschreibt in „The Man“ ihre sexistischen Erfahrungen in der Musikindustrie: „They wouldn’t shake their heads and / question how much of this I deserve“. Mit LOVER zeigt sie eine neue alte Seite von sich, in der zarte Liebesgeschichten auch auf starke Meinungen außerhalb der Liebes-Bubble treffen.

Vier Sterne

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SELBST­FINDUNGSPHASE

MIDNIGHTS
(2022)

MIDNIGHTS soll die Gedanken der 32-Jährigen zusammenfassen, die sie nachts wach halten. Alle Tracks seien ebenso zu später Stunde verfasst worden. Auf Liedern wie „Anti-Hero“ reflektiert sie eigene Fehler und Selbstzweifel. Zweifel, die sie durch Hollywood-Schönheiten verspürt oder wie in „Midnight Rain“ durch Partner, neben dessen Sonnenschein sie sich wie Mitternachtsregen fühlt. Sie erkennt, dass „Karma“ auf ihrer Seite ist und warnt gleichzeitig auf einem smoothen Zuckerwatten-Pop-Beat, dass es einen immer einholen kann. Taylor nimmt die Hörer:innen auf ihren Entwicklungsprozess durch Hochs und Tiefs mit und schließt mit verlorenen Was-Wäre-Wenn-Momenten in „You’re On Your Own, Kid“ ab.

Fünfeinhalb Sterne

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DIE FRUSTRATION

THE TORTURED POETS DEPARTMENT
(2024)

Seit dem 17. März 2023 befindet sich Taylor Swift auf ihrer „The Eras“-Welttournee. Von ihren Auftritten nahm sie sich nur kurze Pausen, wie etwa für die Grammy-Verleihung 2024, bei der sie zwei weitere Auszeichnungen zu ihren bis dato 12 Grammys einsackte. Für ihre Platte MIDNIGHTS gewann sie zum vierten Mal in Folge in der Kategorie „Bestes Album des Jahres“ – dies war also eher weniger überraschend. Was allerdings unerwartet kam: Sie kündigte ein neues Album namens THE TORTURED POETS DEPARTMENT an. Während der Welttournee und Erweiterung ihrer Preise-Sammlung schaffte es die 34-Jährige, eine 16-Tracks-LP zu kreieren, auf die nur wenige Stunden später der zweite Teil THE TORTURED POETS DEPARTMENT: THE ANTHOLOGY folgen sollte. Schließlich beendete sie Ende 2024 eine sechsjährige Beziehung und das bot eine Menge Stoff für Songs. Auf der LP scheint sie auch tatsächlich die vergangenen „Eras“ der Taylor Swift verschmelzen zu lassen. Sie ist wütend und verletzt und bettet diese Gefühle in unheimlich intime Songtexte ein, die an EVERMORE oder FOLKLORE erinnern. Gleichzeitig spricht sie in „thanK you aIMee“ über ein Mitglied des „Billionaires Clubs“ mit der Attitude einer Highschool-Mobberin und ähnelt durch diesen Vergleich ihren ersten Alben. Nur scheint es hier durch die Brille einer Ü30-jährigen und nicht mehr einer Teenagerin betrachtet zu werden. Und genau das unterscheidet dieses Werk von den vorigen. Auch wenn es die pochenden Synthies von MIDNIGHTS und Abrechnungen in Tracks wie „Who’s Afraid Of Little Old Me?“ á la REPUTATION wiederbelebt, scheint es eine autobiografische Erzählung von einer Frau zu sein, die gedacht hätte, in ihrem Alter beziehungstechnisch an einem anderen Punkt zu stehen. Sie blickt auf eine fast 20-jährige Karriere zurück, die nicht nur aus Hochs bestand. Und wie sie abschließend in „Clara Bow“ erklärt, kämpft auch sie mit der Angst eines Tages durch eine „jüngere“ Version ausgetauscht zu werden und kritisiert damit die Industrie, die Frauen miteinander vergleicht und als Konkurrenz gegeneinander ausspielt.

Viereinhalb Sterne

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Die Highlights aller Alben bespielt Taylor Swift momentan auf ihrer „The Eras“-Tour. Dafür kommt die sie im Juli auch nach Deutschland, wo sie drei Shows in Gelsenkirchen, zwei in Hamburg und zwei in München spielen wird.