„Rapboy“ vs. Slim Shady: Eminems Alter Ego wütet gegen Transgender
Der US-Rapper schlüpft in die Rolle des „Rapboys“ und kämpft gegen sein Alter-Ego. Dabei schießt er nicht nur gegen sich selbst.
Eminem kündigte am Mittwoch (29. Mai) überraschend seinen Track „Houdini“ auf seiner Instagram-Seite an, der nun endlich da ist. Bereits im Teaser erklärte der US-Rapper seine Karriere „magisch“ verschwinden zu lassen. Passend dazu gibt es nicht nur Referenzen zum Entfesslungskünstler Harry Houdini, sondern auch zu seinem 2002er-Hit „Without Me“, der seinem Alter-Ego Slim Shady seinen bekannten Slogan gab.
„Guess who’s back?“
„Houdini“ ist der erste Vorgeschmack auf das zwölfte Studioalbum THE DEATH OF SLIM SHADY (COUP DE GRÂCE), welches bereits diesen Sommer erscheinen soll. Wie der Albumtitel erklärt, möchte Eminem sein Alter-Ego umbringen – und dieser Mission geht er bereits mit „Houdini“ nach. Basierend auf einem Sample von „Abracadabra“ der Steve Miller Band aus dem Jahr 1982, bringt der 51-Jährige nicht nur musikalisch die Slim-Shady-Ära der 1990er-Jahre zurück. Auch im dazugehörigen Musikvideo steigt sein Alter Ego durch ein Zeitportal, das ihn aus dem Jahr 1999 in das Jahr 2024 bringt, wo er auf den heutigen Eminem stößt. Marshall Mathers alias Em versucht anschließend als der Superheld „Rapboy“ Slim Shady aufzuhalten.
Eminem-Fans dürften auch einige Ästhetiken in dem Video bekannt vorkommen. So tauchen immer wieder Comik-Optiken auf, die an sein Musikvideo zu „Without Me“ erinnern. Eingeleitet wird das Ganze mit seiner legendären Line „Guess who’s back, back again / Shady’s back, tell a friend“, die von einer Reiher prominenten Namen wie Dr. Dre, Snoop Dogg, 50 Cent und Alchemist gelipsynct wird.
Eminem schürt Kontroversen
Inhaltlich disst der selbsternannte „Rap God“ nicht nur sein Alter Ego und sein früheres Drogenproblem: „Now, back in the days of old me/When right around the time I became a dope fiend/Ate some codeine, as a way of copin‘, taste of opiates, case of O.E. (Mmm)/Turned me into a smiley face emoji“. Der von ihm und Luis Resto produzierte Song nennt auch andere Namen. In einer Zeile spricht er über die US-Rapperin Megan Thee Stallion, die von Tory Lanez im Juli 2020 in die Füße geschossen wurde: „If I was to ask for Megan Thee Stallion if she would collab with me/Would I really have a shot at a feat? I don’t know, but I’m glad to be, back like…“. Er nutzt hier die Mehrdeutigkeit der zwei Wörter „shot“ und „feat“ und spricht also inhaltlich nicht direkt über den Vorfall der Rapperin, sondern verpackt es in ein Wortspiel. Ins deutsche übersetzt bedeutet die Zeile in etwa „Hätte ich wirklich eine Chance auf ein Kunststück/eine Heldentat“.
Doch dabei belässt es Eminem nicht. Er sorgt für ordentlich viel Kontroversen, denn er bezieht sich später ebenfalls auf Transgender-Personen, RuPaul und bezeichnet seine eigenen Kinder als „Bälger“. Zunächst widmet er dem US-Schauspieler und Moderator von „RuPaul’s Drag Race“ fast eine ganze Strophe, in dem er ihn beleidigt.
„Cancel me, what? Okay, that’s it, go ahead Paul, quit / Snake ass prick, you male cross dresser, fake ass b***h / And I’ll probably get shit for that (watch) / But you can all suck my d**k, in fact, fuck them/ F**k Dre, f**k Jimmy, f**k me, f**k you / F**k my own kids, they’re brats (f**k ’em) / They can screw off, them and you all (yeah) / You too, Paul, got two balls, big as RuPaul’s.”
In derselben Strophe macht er auch eine generelle rassistische Anspielung, auch auf Trans-Personen und spricht über seine Katze, die sich als „Schwarz“ identifiziert und sich „chinesisch“ verhält: „My transgender cat’s Siamese, identifies as Black, but acts Chinese“.
Slim Shady ist tot
Ob Eminem seine Karriere durch Kontroversen „verschwinden“ lassen will oder was er konkret noch geplant hat, steht bislang noch in der Schwebe. Allerdings scheint der Rapper den Titel seines kommenden zwölften Album THE DEATH OF SLIM SHADY (COUP DE GRÂCE) ernst zu nehmen, denn er schaltete bereits Mitte Mai einen Nachruf für Slim Shady in einer Detroiter Zeitung. Unter der Überschrift „Slim Shady hinterließ bleibende Eindrücke“, erklärt er unter anderem: „Fans werden den umstrittenen Rapper nie vergessen.“ Anschließend lässt er die Karriere seines Alter Egos Revue passieren, der seinen Durchbruch mit dem 1999er-Hit „My Name Is“ hatte. Nun sei es allerdings zu einem „schrecklichen Ende“ gekommen.
Bislang ist noch nicht ganz klar, ob sein kommendes Werk ein Abschied von Slim Shady oder vielleicht sogar seine letzte LP sein soll. Generell sind die Informationen zu THE DEATH OF SLIM SHADY (COUP DE GRÂCE) spärlich. Während Eminem allerdings die genaueren Details unter Verschluss hält, hat sein langjähriger Produzent Dr. Dre im März 2024 in „Jimmy Kimmel Live!“ bereits angekündigt, dass er an einigen Songs mitwirkte.
Der Nachfolger von MUSIC TO BE MURDERD BY
Zuletzt veröffentlichte Eminem 2020 das Doppelalbum MUSIC TO BE MURDERD BY und MUSIC TO BE MURDERD BY – SIDE B. Das Werk landete an der Chartsspitze der US-amerikanischen „Billboard 200“ und war damit sein zehntes Album in Folge, das sich den ersten Platz schnappte. In Deutschland landete die Platte auf Rang zwei.