J. Bernardt

CONTIGO

PIAS (VÖ: 17.5.)

Romantik als mondäner Dauerzustand: mit dicken Lagen aus Samt ausgelegter Salonlöwen-Pop.

Spätestens seit Herman Brood sich 2001 aus diesem Leben verabschiedet hat, ist der Salonlöwe ein Auslaufmodell. Mit seinem Alter Ego J. Bernardt versucht Jinte Deprez nun zum zweiten Mal eine Ehrenrettung. CONTIGO ist nach dem grandiosen RUNNING DAYS (2017) das zweite Album des Seitenprojekts der einen Hälfte der belgischen Indie-Institution Balthazar – und ein noch kongruenterer Versuch, Filmklischees in zeitlosen Pop zu verwandeln. Das Album­intro „Rio“ wagt ein Streicherarrangement, das auch Ennio Morricone für Sergio Leone hätte schreiben können, und zum Abschluss „Free“ schwebt der Salonlöwe durch den Saloon eines idealisierten Westen.

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Dazwischen scheitern Helden tragisch, stolziert die Perkussion wie ein Gockel durch die Szenerie, werden Frauen verführt und elegante Synthies legen die Bühne mit Samt aus. Jeder Ton flüstert Sex, und Romantik ist kein billiges Gefühl, sondern ein mondäner Dauerzustand. Wie Bernardt in „Left Bathroom Sink“ immer wieder „I just thought it was you“ wiederholt, mal flüstert, mal brummt, mal säuselt, bis der Song abbricht, zum Stehen kommt und sich dann noch ein mal aufschwingt zu einem so kurzen wie großen Bläserfinale, zeichnet in fünfeinhalb epischen Minuten mit aller möglichen Grandezza eine gescheiterte Beziehung nach. Oder eben einen melodramatischen Liebesfilm in gedeckten, aber ungemein üppigen Farben.

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