Kolumne

Wie Taylor Swift & Beyoncé die Rechten in den USA in die Zange nehmen


Swift zeigt Trump die kalte Schulter & Beyoncé versetzt mit Country-LP überspannte Konservative in Stress.

Letztens, Samstagabend auf dem Land, ein fetziger Moment. Ich schreibe „fetzig“ – es war natürlich ein Drama für jemanden, ja ja, aber man wird sich in einem freien Land doch noch über ein brennendes Auto freuen dürfen! Burn, baby, burn, yeeahhh! Was? Also klar: Wenn keine Lebewesen zu Schaden kommen. Wenn’s ein technischer Defekt war und kein Unfall oder Anschlag. Wenn die Eigentümerin gut versichert ist und alle persönlichen Gegenstände aus dem Fahrzeug hat bergen können. Wenn keine Schäden an der Infrastruktur entstanden sind … Ächz.

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Noch irgendein Disclaimer nötig? Ach ja, schlimm, die Schadstoffe, die in die Luft gelangen! Herrgott. Jetzt ist es eh schon raus. Also: Samstagabend, ich muss noch schnell rein ins Dorf, was erledigen – ja, mit dem Auto, sorry, Klima, aber es ist „Winter“, außerdem geht im Radio gerade (ernsthaft) eine Sendung über die Ramones los. Ich fahre also da rein, es läuft „Blitzkrieg Bop“ – und direkt vorm Rewe brennt eben lichterloh ein Auto. Und das haut schon rein, vom Eindruck her, wenn da an dieser Hauptstraße am Fußgängerüberweg wo die letzten 4,8 Millionen Mal, als du da entlang gefahren bist, gerade mal nix los war, heute mit 20 Meter Rauchsäule in den Nachthimmel ein BMW abfackelt, avec Punk-Soundtrack.

Natürlich ist nichts so richtig uninteressant, was mit Taylor Swift zu tun hat

Jetzt sagen Sie, wow, Wahnsinns-Story – und in China fällt ein Sack Reis um! Ja ja. Aber auch hier hab ich was Gutes aus dem Radio für Sie. Nämlich aus den Nachrichten am 29. Februar – nach den ganzen Fürchterlichkeiten dann noch diese Meldung: „Der heutige Schalttag hat in Australien Selbstbedienungstankstellen lahmgelegt.“ Und weil der chinesische Reissack doch eh nicht mehr korrekt sein kann, schon von wegen der Stereotypisierung (als ob in China jemand Reis essen würde!), – schlage ich vor, in Zukunft diese etwas kompliziertere, aber moderne Wendung zu „nutzen“. As in: „Was? Der Vater von Taylor Swift soll einen Paparazzo geschlagen haben? Haha! Und in Australien legt der Schalttag Selbstbedienungstankstellen lahm!“

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Okay, schlechtes Beispiel, natürlich ist nichts so richtig uninteressant, was mit Taylor Swift zu tun hat. Und ich find’s ja gut, dass sie jetzt zusammen mit ihrer Megakollegin Beyoncé die Rechten in den USA in die Zange nimmt. Sie mit der kalten Schulter für Trump, Beyoncé mit ihrem Countryalbum, mit dem sie die überspannten Konservativen unter hoffentlich recht ungesunden Stress setzt.

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Überall großes Staunen – Beyoncé macht eine Countryplatte! Na so was. Dabei ist das doch eine ganz natürliche Entwicklung. Beyoncé ist jetzt auch 42, und man kennt es doch auch von sich selbst, was die famosen Aeronauten bereits 1997 analysiert haben: „Mit dem Alter fängt man an sich für Countrymusik zu interessieren.“ Dass dieser Verweis in der Berichterstattung meines Wissens nirgendwo gefallen ist, machte mich stutzig: Gehört das Werk der Aeronauten etwa doch nicht zum Kanon der Popmusik? Habe ich mit einer Lüge gelebt.

Diese Kolumne erschien zuerst in der Musikexpress-Ausgabe 5/2024.