Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 79 bis 75
Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 79 bis 75.
Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?
Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.
Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.
Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.
Hier ein sechster Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 79 bis 75
Platz 79: Gwen Stefani
Machte Mitte der 90er mit No Doubt Ska-Punk zu einem Millionengeschäft, brillierte danach mit knackigem Electropop ihrer Soloalben. Ihr minimalistisch-stampfendes „Hollaback Girl“ war eine beißende Antwort auf Courtney Love, die Gwen Stefani als „Cheerleaderin“ bezeichnet hatte.
Ohne sie: keine Paramore, keine Best Coast.
(Stephan Rehm Rozanes)
Platz 78: Annie Lennox
„Als Mann wäre ich perfekt gewesen“, hat sie mal gesagt. Mit androgyner Strahlkraft und unverwechselbarer Stimme war Annie Lennox die ultimative feministische Ikone der 80er-Popmusik. Mit ihren Looks forderte sie das Publikum heraus: Was ist Frau, was Mann, wenn nicht eine einzige große Performance auf der Theaterbühne des Lebens?
Ohne sie: kein Gender-Bending im Pop-Mainstream.
(Annett Scheffel)
Platz 77: Olivia Rodrigo
Unbeschönigt singt Olivia Rodrigo über Herzschmerz und die Hürden des Erwachsenwerdens. In ihren Songtexten reflektiert sie über die Selbstfindung junger Menschen und die Komplexität von Beziehungen. Auf einem rockigen Pop-Sound erklärt sie, dass Liebeskummer auch mal verborgene Schattenseiten in einem hervorholen kann.
Ohne sie hätte der Mainstream-Kitsch in puncto Lovesongs keinen authentischen Blick auf Emotionen erhalten.
(Christin Rodrigues)
Platz 76: ESG (die Scroggins Sisters)
Auf dem Utrechter Le Guess Who Festival im November 2023 gab Renee Scroggins, die letzte aus der ursprünglichen Geschwistertruppe ESG verbliebene Musikerin, den Ton im Sitzen an – was für ein seltsames Bild. Ihre South- Bronx-Band hatte in den späten 1970ern einen hochenergetischen, perkussiven, minimal instrumentierten No-Wave-Dance-Funk-Sound produziert.
Ohne sie: hätten Frauen noch ein paar Ewigkeiten damit verbracht, in bass-schwere Männerdomänen einzudringen.
(Frank Sawatzki)
Platz 75: Wanda Jackson
Bereits zu Schulzeiten war sie so populär, dass sie eine eigene Radiosendung, eine TV-Show und ab 1954 einen Plattenvertrag hatte. Sie widersetzte sich Vorgaben ihres Labels und veröffentlichte simultan Rock- und Country-Platten, weil sie den Fans ihre künstlerische Bandbreite nicht vorenthalten wollte.
Ohne ihre raue Stimme, die perfekt zu ihrem Signature-Song „Let’s Have A Party“ passt, wären Millionen Schuhe nicht den Tanztod gestorben.
(Stephan Rehm Rozanes)
+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++