Das sind die 100 besten Live-Alben aller Zeiten
Die 100 besten Live-Alben in der ultimativen ME-Liste – diese Platten sind für die Ewigkeit.
Lange Zeit ein Fall für staubige Second-Hand-Plattenläden, erlebt das Live-Album in Zeiten leerer Konzerthallen ein dringend benötigtes Comeback. Arctic Monkeys, Nick Cave, Metallica, Von wegen Lisbeth, Nils Frahm, The War On Drugs und viele mehr haben 2020 Mitschnitte ihrer Gigs veröffentlicht. Höchste Zeit also, das Rampenlicht wieder auf diese Sparte zu richten. Denn: The Show must go on – wird sie auch. Bis dahin helfen wir, die Geduld zu trainieren. Und so viel sei schon mal verraten: Die folgenden Seiten kommen – Schock! – ohne FRAMPTON COMES ALIVE! aus.
100. The Libertines – LIVE AT O2 ACADEMY GLASGOW, 2015
Der Wahnsinn der frühen Jahre wird hier nicht mehr erreicht. Laune macht dieser Gig der Wiedervereinten allemal. – Martin Pfnür
Der Moment: als das Publikum gegen Ende von „What Katie Did“ mit einer Inbrunst in den Song einsteigt, die so wohl nur Schotten im Blut haben.
99. Stephen Malkmus And Friends – CAN’S EGE BAMYASI
Die Neo-Krautisten Von Spar und Pavement-Kopf Stephen Malkmus als Damo Suzuki bringen einen Genre-Klassiker auf die Bühne und glänzen dabei mit wunderbar eigenen Interpretationen. – Martin Pfnür
Der Moment: als Malkmus zum Groove von „One More Night“ wie ein Irrer zu zischeln beginnt – großes Reenactment!
98. F.S.K. – EIN HAUFEN SCHEISS UND EIN ZERTRÜMMERTES KLAVIER
Ursprünge von Noise erkunden F.S.K. in ihrer Hommage an den italienischen Futuristen Luigi Russolo, der mit dem Klang von Industrie und Krieg komponieren wollte. – Steffen Greiner
Der Moment: Es wird tatsächlich ein Klavier zertrümmert. Das klingt allerdings bloß nach Eis vom Fenster kratzen.
97. Future Of The Left – LAST NIGHT I SAVED HER FROM VAMPIRES
Energetischer Zusammenschnitt zweier Konzerte der Supergroup aus Mclusky und Jarcrew, die Wohnzimmerwände schwitzen lässt. Pop-Hardcore mit ernstem Anliegen, der sich nie zu ernst nimmt. – Stephan Rehm Rozanes
Der Moment: Die Impro-Story „The Best Laid Plans“, nachdem gleich nach dem ersten Riff die Technik abkackt.
96. Elvis Presley – ELVIS
Der Soundtrack zum berühmten Comeback-Fernsehspecial von 1968. Schwarzes Leder, roher R’n’B, Gospel, die großen Schnulzen. Der King ein letztes Mal ganz, ganz oben. – David Numberger
Der Moment: Fürs Finale schlüpft Elvis in den weißen Anzug und schmeißt sich in „If I Can Dream“, mit allem, was er hat. Einer der größten Popstar-Momente überhaupt.
95. The Stooges – METALLIC K.O.
Wüstes Chaos, pure Energie: Zusammenschnitt der letzten beiden Auftritte in Detroit 1974. Iggy Pop ist außer sich, die Fans ebenfalls. Auf dem Re-Release von 1998 sind einige Tracks in voll ausgewalzter, zerstörerischer Länge drauf. – Sebastian Zabel
Der Moment: eine Bierflasche aus dem Publikum kracht auf die Gitarrensaiten.
94. The Sound – IN THE HOTHOUSE
Adrian Borland war ein besserer Gitarrist als The Edge, ein besserer Sänger als Bono. Was ihm fehlte, war Kompromissbereitschaft. Das hier ist sein Vermächtnis: die perfekte Waverock-Liveplatte. – André Boße
Der Moment: „Who the hell makes those missiles?“ Der wahre Kalte Krieg spielt sich im Inneren ab.
93. Rod Stewart – ABSOLUTELY LIVE
Anfang der 80er zog der röhrende Rod mit großer Besetzung durch die größten Hallen der Welt. Viele schwache Studioalben hatte er vorab veröffentlicht, auf der Bühne aber rast er von der Disco zur Engtanz-Fete zum wilden Rock’n’Roll. – Sven Niechziol
Der Moment: zum finalen „Stay With Me“ stößt dann noch Tina Turner dazu.
92. The Fuzztones – LIVE IN EUROPE
Garagenrock der New Yorker, zeitlos wie ein ausgestreckter Mittelfinger. 1985 mitgeschnitten und so erfrischend ungehobelt, dass man sich danach Splitter aus den Ohren ziehen muss. – Uwe Schleifenbaum
Der Moment: das sardonische Remake von Bill Haleys Endzeit-Foxtrott „13 Women“. Apocalypse now!
91. The Fall – TOTALE’S TURNS
Erstes Live-Album des großen Grantlers Mark E. Smith und seiner stoischen Band, die aggressiv vor einem eher indifferenten Publikum agiert. Billige Aufnahmen, hingekritzeltes Cover, fantastische Songs. – Sebastian Zabel
Der Moment: Smith eröffnet den Gig mit der Ansage „The difference between you and us is that we have brains.“
90. Eels – EELS WITH STRINGS. LIVE AT TOWN HALL
Üppiges Dokument aus der Herzensbrecherphase der Eels. Die Wucht der Katastrophen ist verflogen, was bleibt ist Trost, sind Streicher, ist das wunderhübsche Cover von The Left Bankes „Pretty Ballerina“. – André Boße
Der Moment: bei „Flyswatter“ vertont das Streicherensemble das Leben einer Eintagsfliege.