Kapelle Petra
HAMM
Gute Laune Entertainment/Membran (VÖ: 12.1.)
Schönheit aus Ambivalenz: Indie-Rock, der weint und lacht.
Kaum eine Band, bei der sich eine solche Kluft zwischen Live-Konzert und Albumerlebnis auftut. Würde man diese Kluft asphaltieren, es würde für einen Baumarkt-Parkplatz am Stadtrand reichen. Kapelle Petra sind live eine eskalierende Indie-Rock-Party mit auffällig viel Schnaps im Punsch bis hin zu freiwilliger Kostümierung von Band und Publikum. Die Musik dagegen ist ganz feingeschnitztes Pophandwerk mit immer mehr als nur einer Träne im Auge.
AmazonAuch das neue Album HAMM will bestätigen, dass der sonst so hemdsärmelige Live-Spaß hier auch mal wieder Schwarz trägt. Doch genau dieser Kontrast macht die Platten der düsteren Fun-Vögel so interessant. Der Song „Auf Null“ beispielsweise betrachtet die allgegenwärtige 90er-Nostalgie, wie sie unkontrolliert schwankt zwischen Retro und Regress.
Der Text von Guido „Opa“ Scholz schont sich dabei selbst nicht – und funktioniert auf beiden beleuchteten Ebenen: Einmal als im Jetzt verankerte Selbstbehauptung gegen das überbordende Sentiment der Popkultur – und genauso aber auch als Verstärker davon. Kaum eine Band, die aus Ambivalenz so viel Schönes zu schaffen weiß wie Kapelle Petra. Ihr kennt doch dieses Theater-Symbol mit der Maske, die gleichzeitig weint und lacht – HAMM ist ihre Entsprechung im kontemporären Indie-Rock.